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[234] Einsmals spieleten die comödianten zu Pariß vor Ludwig XIII Könige in Franckreich eine comödie wider die rechts-gelehrten. Einer aber von diesen comödianten hatte sich in bürgerlicher kleidung unter die zuschauer gesetzet / und sahe einem Raths-herrn nicht ungleich. Mitten nun in dem schau-spiel / als eben die lächerlichen possen vorgiengen / richtete er sich unter dem hauffen auf / und rieff überlaut: Es sey unerträglich / daß man länger zusehen solte, wie die rechts-gelehrten aufgezogen würden, und würden sie ihre beschimpffung schon zu rächen wissen. Endlich befahl er den comödianten / sie solten alsofort mit dieser schimpfflichen materie inne halten. Welches der König hörete / und mit grossem eyfer sagte: Ich aber will haben / daß sie fort spielen sollen. Als er aber erfuhr / daß es ein verkleideter comödiante war / fieng er an von hertzen zu lachen / darinnen ihm die gantze versammlung nachfolgete.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 234.
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