Sechste Szene


[21] Vorige. Der Großbauer, Anton, Veit, Marthe. Alle Bauern.


GROSSBAUER hält die Schrift in der Linken und drückt Anton die Hand. Dank dir, Gelbhofbauer! Zu allen. Dank eng, Manner von Zwentdorf! – Schlag keiner den Federzug gring an, den er heut da drunter tan hat; wir habn dadurch zeigt, daß wir ein Willn habn, und das hat man lang von uns nit glaubt und gmeint, wir müssen wolln, wie uns vorgschriebn wird. Sie werden's uns a verspürn lassen, daß so nit nach ihrer Vorschrift is, drum sag ich eng auch, laßts eng keiner abwendig machen, wie man euch auch kommt, bleibts fest! – In so heilig Sach kann nur ein Red gelten; – wir bleiben drauf: unsern alten Glauben! – Gott und Unsre Liebe Frau wolln ihrn Segen dreingebn! Bhüt Gott!

ALLE. Bhüt Gott!


Einige schütteln ihm die Hand.


KLAUS zu Mathies. Ich hab gmeint, 's is abtan mitn Schreiben, no sollt's erst drauf losgehn?

MATHIES. Dös is findig! Wo man mal schreibt, meint man doch, 's wär schon alls ausgmacht.

KLAUS. Laß dir nur dein Weib nix dermerken!

MATHIES. Wollt's dir grad a sagn!

ALTLECHNER der zugehört hat. Meints ös? Fix nein! Wann dös mein Alte gift – zweimal hätt ich mich gern gschriebn.

GROSSBAUER ist mit einer Gruppe dem Hintergrund zugeschritten – alle Personen bilden jetzt einen weiten Halbkreis – und steht der Gruppe der Bursche gegenüber, den Steinklopferhanns erblickend. Lump, bist du auch noch da mit deiner Quart? – Siehst, wir haben's auch ohne euch gricht!

STEINKLOPFERHANNS. Geht mich ja alles nix an! – War a kein Frag, daß d' uns nit dazu brauchst. Was harbst dich denn nachhert so und verschimpfierst uns? – Sixt, wann ich so auf der Straß bei dö Steinhaufen hock, da[21] schleichen dir 'n Tag über a Menge Leut vorbei, dö ausschaun wie 'n Tod seine Spion und dö fast neidig auf mich rüberschaun, wann ich so lustig draufklopf und sing, 's sein Tagwerker und Kleinhäusler, die sich so in Elend mit Weib und Kind fortfretten; schau, Großbauer, wann d' macherst, daß d' Straß, soweit durchs Land geht, a freundlich Gsicht krieget, wann d' a Gschrift brächtst, wo drein stund: dö Großen solln nit mehr jed neu Steuerzuschlag von ihnerer Achsel abschupfen dürfen, daß er den arm Leuten ins Mehlladel, in Eierkorb und ins Schmalzhäfen fallt, sondern sie sollen ihn, wie er ihnen vermeint is, die's haben, auch alleinig tragn – ah ja, Großbauer, da setz ich dir schon meine drei Kreuzel drunter; das verstund ich dir schon – aber was du heut fürbracht hast, das mag recht gut gmeint sein, doch mich fecht's nix an, und hast du bisher 's ganze Pfund glaubt, werdn dich die paar Lot Zuwag a nit umbringen! – Willst uns aber dö Straßen säubriger machen, da sein wir dann schon dabei ...

ALLE BURSCHE umringen den Steinklopfer und ziehen singend ab.

Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn,

Beim Steinerschlagn, juchhe!!


Unter dieser allgemeinen Bewegung fällt der Vorhang.


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 21-22.
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