Dritte Szene

[238] Vorige ohne Beller, hierauf von rechts Schalanter und Martin letzterer in Infanterie-Uniform.


SCHÖN. Schad, daß er schon gangen is, er redt zwar nit viel, aber recht a freundlicher Mensch!

ANNA. Na da gehn wir auch. Tut mir leid. Das Kinderl hätt ich so viel gern gsehn.

SCHALANTER. Schamer Diener!

MARTIN bietet Eduard die Hand. Ah, grüß dich Gott, Eduard!

EDUARD. Grüß Gott, Martin!

MARTIN. Na, wie geht's dir denn in dem Gwand?[238]

EDUARD. Ich bin zufrieden.

MARTIN. No, is recht, ich könnt das von meiner Kluft net sagen. Na, es gfreut mich, daß ich dich doch amal troffen hab und daß du net zu stolz bist, mir d' Hand zu geben. Ausgwichen bist mir eh, wo du können hast. Is net schön, grad auf dich hab ich 's meiste ghalten von meine Schulkameraden. Hast mir wehtan damit.

EDUARD. Martin, es ist schwer, mit dir umzugehen, besonders wenn du meinen Stand bedenkst.

MARTIN. Na ja, dafür, daß ich nix bin, bin ich dir halt z' laut, gelt? Du hast gstudiert und gute Zeugniß, aber, mein Lieber, wenn man a nit gstudiert is und keine Zeugniß aufzuweisen hat, so bleibt mer doch a Mensch! Manchem taugt halt das Büffeln und scheuche Wesen net, daß mer aber a ohne Zeugniß wer sein kann, das werd ich noch beweisen.

EDUARD. Martin, was stellst du dir denn eigentlich unter einem solchen Beweis vor?

MARTIN. Ah, dös is gut, das fragst mich jetzt? Da wird sich schon a Gelegenheit schicken, das muß von selber kommen.

EDUARD. Ich wünschte nur, es käme bald.

ANNA. Aber gehn wir, Kinder, gehn wir!

SCHALANTER. Na, na, is's denn gar so eilig? Warten S' noch a wengerl, so kommt mein Weib nach und unser Madl, dös sich fürn heutigen Tag frei gmacht hat, vielleicht bringen s' noch a paar lustige Geister mit, und dann könnten wir miteinander ...

ANNA. Wir danken recht schön, aber wir können net bleiben, wir müssen gehn.

SCHALANTER. Bitt, wie's gefällig is. Ergebener Diener! Küß die Hand, Hochwürden!

SCHÖN. Bhüt Gott!

MARTIN. Servus, Eduard!

EDUARD. Leb wohl!


Schön, Anna und Eduard links ab.[239]


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 238-240.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das vierte Gebot
Anzengrubers Werke: Teil 3. Doppelselbstmord.-Der ledige Hof.-Ein Faustschlag.-Das vierte Gebot.-'s Jungferngift
Das Vierte Gebot (Dodo Press)
Das vierte Gebot