260. Hochzeitsbitterspruch.

[74] Guten Tag ins Haus,

Ist der Herr und die Frau ein oder aus?

Wie gehts, wie stehts um ein friedliches, fröhliches, junges Leben?

Jetzt komm ich geritten:

Hab' ich kein Pferd, komm ich geschritten.

Hier zur Hochzeit zu bitten, ist mein Begehr,

Dem Bräutigam und der Braut zur Ehr.

Ich hab einen freundlichen Gruß anzubringen

Von dem Bräutigam und der Braut, die lassen bitten:

Herr und Frau, Jungfrau und Gesellen nicht allein,

Sondern das ganze Hausgesinde.

Der Bräutigam und die Braut, die lassen freundlich bitten:

Daß ihr am Freitag um 8 Uhr euch fleißig einstellt.

Schnüret den Beutel und putzet den Hut,

Habt einen unverzagten Muth;

Schmieret die Stiefeln und putzet die Schuh,

Fahret oder reitet nach dem Bräutigam zu!

Ihr Mädchen setzet euch auf einen Kranz

Und seid bedacht auf einen fröhlichen Tanz!

Ihr Weiber seid wacker und stellet euch ein,

Denn ohne euch kann keine Lustigkeit sein.

Etliche Faß Bier und etliche Faß Wein,

Die sollen auch auf der Hochzeit sein.

Die groten Fisch mit den'n breiden Stiert,

Dei sünd dei Botter ok noch wiert.

Zwanzig fette Ochsen und zwanzig fette Schwein,

Zwanzig fette Hammel, die sollen da sein.[74]

Die Hühner und die Gänse, die sitzen im Stall,

So hoch up den Wiemen und hab'n keine Tall.

Der Hahn sitzt bei der Henne, hat Sporen an den Föten,

Es soll auch nicht fehlen an Fiedeln und Flöten.

De Krinten (Korinthen) un Rosinen hadd' ik bald vergęten,

Dei warr'n so gor mit 'n Schępel męten.

Kannen und Krüge, Teller und Bricken

Darauf wird der Wirth sich von selber schon schicken.

Der Bräutigam und die Braut lassen euch bitten,

Die Gesellen zu Pferd und die Jungfern auf dem Wagen.

Ich bin nicht hoch studirt,

Ich hab nicht viel gelernt,

Ich bin nur klein von Sachen,

Viel Complimente versteh ich nicht zu machen.

Ich begehr' ein gut Glas Bier oder Brantewein,

Dann werd ich noch ein wenig lustiger sein;

Oder ein Glas Wasser ganz rein,

Dann bleibt der Verstand darein.


Aus Brütz. Pastor Bassewitz.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 74-75.
Lizenz:
Kategorien: