1478.

[299] Während der Ernte wird ein Kranzbier, nach derselben ein Erntebier gegeben, und dabei eine Krone von Korn, Laub und Blumen gebracht.

Ein Spruch dabei ist folgender:


Hier komm ich von fern,

Und bringe dem Herrn

Zu Ehren ein Kränzlein, schön ausgeführt

Und mit Blumen und Korn geziert.

Wir wünschen gutes Wetter für Korn und Flachs,

Damit künftig Jahr wieder reichlich wachs.

Wir wünschen dem Herrn einen goldnen Tisch,

An allen vier Ecken einen gebratenen Fisch,

Und in der Mitte eine gute Flasche Wein,

Das soll dem Herrn zur Gesundheit sein.

Der Madame eine fette Gans,

Dafür gibt es einen lustigen Tanz.

Wir wünschen dem Herrn so mennig Ahr'

So mennig god Jahr,

So mennig Wapp,

So mennig Daler dem Herrn in sein Schapp.

Hab ich meine Sachen nicht gut gemacht,

So mögen Sie so gütig sein und deuten es besser nach.

Ich bitte nun noch, der Herr möge so gütig sein

Und beschenken uns dies Kränzelein.

Ist die Gabe groß oder klein,

Damit will ich zufrieden sein.
[299]

Ein anderer Name als Erntebier, mit dem ein Mittagsessen verbunden ist, und wo Musik, Bier, Tabak und Beleuchtung vom Herrn gegeben werden, ist nicht gebräuchlich und Austköst hat man im F. Ratzeburg nicht. In den Bauerndörfern ist das Erntebier ein gewöhnliches Tanzvergnügen.


Masch.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 299-300.
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