Gespräch.

[46] Du bist ein Herbstazur, in leisem Rot verblutend!

Jedoch die Traurigkeit steigt in mir wie die See,

Und auf den Lippen läßt allmählich rückwärts flutend

Sie ihres salzgen Schlamms erinnrungsbittres Weh.


Du legst die Hand umsonst auf meines Busens Beben,

Der Tempel, den du suchst, sank, Liebe, längst in Staub.

Der Frauen Krall und Zahn nahm alles mir im Leben,

Nicht suche mehr mein Herz, es ward der Tiere Raub.


Mein Herz ist ein Palast, vom wilden Hauf geschändet,

Der drin sich tötet, packt und tobt, berauscht und roh ...

O welchen süßen Duft dein nackter Busen spendet!


O Schönheit! Geißel, die uns schlägt! Du willst es so!

Mit deinem Feuerblick, dem festlich-glanzverklärten,

Verbrenn die Fetzen, die die Tiere nicht verzehrten.

Quelle:
Baudelaire, Charles: Blumen des Bösen. Leipzig 1907, S. 46-47.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Blumen des Bösen (Auswahl)
Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal /Die Blumen des Bösen: Franz. /Dt
Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
Les Fleurs du Mal / Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
Die Blumen des Bösen