378. Wittekinds Grab und Gedächtnis

[264] Da Wittekind, der große Sachsenheld, der, solange es ihm nur möglich war, die Freiheit seines Volkes gegen Kaiser Karls Unterdrückung schirmte, gestorben war, so fand er sein erstes Begräbnis zu Engern in dem Stift, was er selbst begründet und erbaut, doch ward seinem Gebein, wie ihm selbst im Leben, wenig Ruhe beschieden. Denn hernachmals wurde es von Engern in einen schlechten Kasten nach Herford gebracht, und hernach aber nach Engern, doch wurde sein Gebein gleich dem eines Heiligen verehrt, auch sein Andenken in so hohen Ehren gehalten, wie kaum ein anderes eines deutschen Fürsten und Helden aus so früher Zeit, denn vormals ließen alle Fürsten zu Sachsen mit Stolz ihren Namen bis zu Wittekind zurückführen, ebenso die alten Herzoge zu Bayern, zu Schwaben, die Kapetinger in Frankreich, die Herrscher Oldenburgs und Dänemarks, Savoyens und andere. Da wollten alle Wittekinder sein. Kaiser Karl IV. hat des Helden Grabmal hoch geehrt und erneuern lassen. Es war darauf eine Schrift in Kreuzesform und des Helden Bild nach uralter Art mit perlengezierten Schuhen, Purpurtunika mit edelstein- und sternenbesäetem Überwurf, gar köstlich, und einem Hute, der einer Krone ähnlich.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 264.
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