849. Schweppermanns Eier und Grab

[555] Ohnweit Amberg in der bayrischen Oberpfalz, im Kloster Castel, ruht der fromme Schweppermann, der war Feldmarschall Kaiser Ludwigs des Bayern, tapfer und bewährt, und half ihm vornehmlich zum Siege wider seinen Gegenkönig, Friedrich den Schönen von Österreich. Da nun die Siegesschlacht geschlagen war, darin Friedrich der Schöne gefangen worden, so sprach der Sieger zu dem Besiegten: Seid gottwillkommen, Herr Vetter! Wir sehen Euch gerne – und behandelte ihn mild und gütig. Wie es nun an des Königs Tafel wenig zum besten war, denn die Kriegsgurgeln hatten allen Vorrat aufgezehrt, und gab nur Eier, und auch deren nur ein einziges mehr, als Personen an der Tafel saßen, so überzählte sie der Kaiser, nahm zwei Eier, legte diese auf Schweppermanns Teller und sprach:


Jedem ein Ei,

Dem frommen Schweppermann zwei.


Als nun Schweppermann gestorben und begraben war, da wurde ihm diese schöne Grabschrift gesetzt:


Hie liegt begraben herr Seyfried Schweppermann

Alles thuns wandel an (makellos)

Ein Ritter keck vnde fest

Der czu Grundersdorf thät das best

Er ist nu tod

Dem genate got

Jedem eyn ey

Deme frommen Schweppermann zwey.


Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 555.
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