[65] Nach allen diesen Begebenheiten eilete Herr Lorenz nach vollzogener Hochzeitsfreude mit seiner Braut nach Hause, allwo sie wenig Kurzweil fand. Darum so fing sie an, ihr eine sonderliche Lust zu machen, und weil man Herrn Lorenzen ohnedem den ledigen Hahnrei geheißen, machte sie ihn auch zum verehlichten. Ich aber trug eine Abscheu vor solchem lasterhaften Leben, und nachdem Herr Lorenz einen andern Buckelkratzer ins Bette bekommen, brauchte er meine Dienste desto weniger, und daher entließ er mich desto leichter aus seinen Diensten, derer ich numehr ganz satt und überdrüssig war. Er verehrte mir gleichwohl ein ziemliches Stück Geld, und seine Frau hieß mich, so ich um drei Jahre älter würde, wieder zu ihr zu kommen, denn sie wäre entschlossen, mich zu einem andern Dienst zu gebrauchen. Ich verstand es dazumalen nicht so wohl, als ich's hernach erfahren habe. Darum so gab ich auf ihren Befehl sehr wenig Achtung, sondern eilete noch selbigen Abends auf einem Klepper gegen dem Schloß Parkstein, in der Pfalz, allwo ich einen Vetter hatte, welchen ich der malen wegen meiner besseren Fortun um Rat zu fragen entschlossen war. Denn ich war willens, bei dem damaligen Organisten zur Weiden auf dem Clavier spielen zu lernen und mich in Musicis zu exerzieren. Solchergestalten will ich mein geführtes Leben nur bis daher beschrieben und das Narrenspital für diesmal zugeschlossen haben. Weiß der geneigte Leser einen oder den andern, so kann er selbigen gar leichtlich und ohne Unkosten in diesem Spital unterbringen. Ich aber werde mich ohne fernern Umschweif über die Legende setzen und diese Woche betrachten, wie eifrig sich die Altväter angelegen sein lassen, ihr ewiges Heil, an welchem jedem Menschen das allermeiste gelegen ist, zu betrachten, welches doch die junge Welt so wenig achtet, sondern vielmehr die Narrenkappe der ewigwährenden Torheit ganz liederlich über den Kopf ziehet und sich also selbsten – o tränenwertes Wort! – in den ewigen Abgrund stürzet.
Ende
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Das Narrenspital
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