[KOmm längst gewünschte freuden-nacht]

KOmm längst gewünschte freuden-nacht /

Als zeugin meiner Liebe /

Verhülle des gestirnes pracht /

Mach alles schwartz und trübe /

Laß mir an statt der güldnen sterne seyn

Zwey unbefleckter augen schein.


Ich wünsche nicht dein bleiches licht /

Kein Nord-stern darff mich führen /

Kein glantz darff meinen augen nicht

Den weiten himmel zieren /

Dieweil die glut / die mich zuvor betrübt /

Mir ietzt die beste klarheit giebt.


Ist das geschwinde wunder-kind /

So uns die noth erreget /

Nach aller köpffe meynung blind /

So werd ich nichts beweget /

Daß ich auff dieser unbekandten bahn

Nicht wie bey tage schauen kan.


Und ist mein auge gleich bedeckt /

So schau ich doch im hertzen /

Daß mir die Venus auffgesteckt

Viel flammen-reiche kertzen /

Durch welcher glantz itzt mein gemüth erkiest /

Was lieben und geniessen ist.


Genug / die nacht erzeiget sich

Auff ihrem schwartzen throne /

Die Venus selbst ermahnet mich

Mit ihrem kleinen sohne

Zu suchen die / so meine freyheit fällt /

Und meinen sinn gefangen hält.


[434] Drum liebste komm / und sey bereit /

Die stunden haben flügel /

Der Phöbus ist gewiß nicht weit /

Er rühret seine zügel /

Dieweil es sich nicht allzuwohl gebührt /

Daß uns der tag nach bette führt.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen 1961, S. 411-412,434-435.
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