Fünfte Scene

[76] Vorige. Ralph.


RALPH gänzlich berauscht, schlägt mit dem Schwert um sich. Könnt Ihr nicht bei Seite gehen, Ihr Bursche, wenn der Ralph kommt, des Nollingen Waffenmeister, der ein Freund des Kaisers ist! Ha, ha, ha! ein wackrer Freund! der versteht's, das muß man sagen. Tappt vorwärts. Huh! das ist eine Nacht, keinen Hund sollte man hinaus jagen, aber der Ralph Strichauer ist beständig ein gehetztes Wild, der darf nicht fragen nach Wind und Wetter, wenn ihn der Gerhard oder Nollingen commandiren.

BANDINI leise. Hört Ihr?


Der Junker fährt mit der Hand nach dem Schwert.


RALPH. Horch! klappert da nicht was? Er tappt vorwärts, ein Blitz erleuchtet die Scene. Es war der Wind. Danke schönstens, den Blitz konnte ich just brauchen; da ist die schwarze Bank. Taumelt darauf zu. In vino veritas,[76] sagt der Lateiner! hi hi hi! nicht immer! denn obgleich ich meine Freiheit noch vor dem Thorschluß benutzt, und schnell im nächsten Wirthshaus sechs Maß Augsburger Bier ausstach, so wette ich doch, daß mir kein Mensch das Geheimniß erpressen soll, daß ich jetzt wohl versiegelt, des Kaisers Wohl und Weh, auf der Brust trage – ja, Sapperment! Er haut in den nächsten Strauch. Wer hat was dagegen? des Kaisers Wohl und Wehe!

BANDINI. Nun ist's Zeit, mit dem betrunknen Raufbold werden wir bald im Reinen seyn. Zähmt Euch, List, nicht Gewalt frommt hier.

RALPH. Es rührt sich was. Wer da?

SONNENBERG tritt vor. Lupus in fabula.

RALPH demüthig. Ach gestrenger Herr Weißmantel, Gottlob! daß Ihr da seid, das ist ein Wetter!

SONNENBERG. Hast Du die Dokumente?

RALPH zieht sie hervor. Da sind sie nebst einem Schreiben des gestrengen[77] Herrn Günther von Nollingen, Ihr würdet mir schon sagen, was weiter nun zu thun.


Der Junker steckt die Papiere in die Brust, und wendet sich zum Abgehen. In diesem Augenblick erhellt ein starker Blitz die Bühne, und aus Rechts tritt.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Pfeffer-Rösel oder Die Frankfurter Messe im Jahr 1297. Wien 1833, S. 76-78.
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