Erste Scene

[50] Veit. Gertrud aus dem Haus.


VEIT hinter der Scene. Dorle! Rose! Tritt auf. Dorle! Rose! Auch bei'm Nußbaum ist Keine? Zum Donnerwetter, wo stecken sie denn?

GERTRUD hinter ihm her. Fluchst schon wieder? Was willst denn von den Kindern? Kannst's mir nicht sagen?

VEIT. Nein! An Dir hab' ich seit heut Morgen g'nug, wo Du mir vor der Rosel den Mund verboten hast! Zornig. Die Mädeln will ich. – Wo sind sie?

GERTRUD. Die sitzen drüben im Rebgarten bei dem Steffen, und sind seelenvergnügt.

VEIT. So? Ist jetzt der noch nicht heimgefahren? Soll sich packen, ist lang genug gefaulenzt worden wegen seinen Dummheiten.

GERTRUD lachend. Den bringst nicht aus der Laub' 'raus eh'vor Du nicht das Jawort geben hast – wegen Pfingsten Bittend. he, Alter?

VEIT. Nur steet, bei mir gehts nicht so geschwind wie bei Euch Weibsleuten. Wenn er auch zehnmal bei dem Dorle pater pecavi gemacht hat, wie Du verzählst, bei mir steht er noch hoch an der Kreid', der Bockkopf! Und da meinst Du es ist genug wann Du sagst »auf Pfingsten?« – Der Sonn'wirth ist auch noch da, verstehst?

GERTRUD. Aber Alter, Du hast's doch einmal abgemacht, daß die Zwei Mann und Frau werden sollen.

VEIT. Und da muß es gleich sein, weil Dir's so gefällt, he? – Ich hab' aber noch ein anders Paar abgemacht, mit dem hat's Zeit, damit Du Recht behieltst, gelt? Aber das sollst gleich anders erfahren. Ruft. He Dore! Dore! Wo steckst? – Zu Gertrud. Wüßt' ja zuletzt nimmer wer Herr im Haus ist! He Dore, bist taub?

GERTRUD für sich. Was kommt ihm nur an? –[50]


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Gesammelte dramatische Werke, Band 10, Leipzig 1863, S. 50-51.
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