324. Wie Doktor Faust wieder lebendig worden ist.

[212] Mündlich von Dietenheim im Illerthal.


Als Doktor Faust auf's Sterbebett kam, citirte er noch geschwind seinen Knecht und gab ihm folgenden Auftrag: »Wenn ich gestorben bin, zerhaue mich in kleine Stücke, thue Alles zusammen in einen Schaff und presse gewaltig zu.« Er mußte auch noch die Läden und Fenster sorgfältig verschließen, auch nicht das kleinste Rißlein durfte offen bleiben. Der Ofen mußte drei Tage glühend geheizt werden, hinter[212] ihn ward der Schaff gethan. Der Knecht durfte nach strengem Befehl seines Herrn vor drei Tagen gar nicht in's Zimmer blicken. That's so; am dritten Tag aber stach's ihn doch in die Nase, konnte es nicht länger aushalten, guckte hinein und Doktor Fausts Kopf und Brust kam schon wieder ganz aus dem Schaff heraus und winkte ihm zu. Im Augenblick stieg der ganze Faust fertig und zusammengesetzt wieder hervor185.

185

Hier ist auf Dr. Faust übertragen, was sonst von Th. Paracelsus gilt. Vgl. auch das englische Werk Thoms, Coll. of early Prose Romances. (London 1828. 8). T. II. Altengl. Sagen und Märchen, übers. v. Spazier. Braunschw. 1830. Bd. I. S. 134 ff. Gräße, Tannhäuser und Ewige Jude. 2. Auflage. S. 112. 113. Vgl. Alpenburg, Mythen 1857. S. 270. 302 ff. Wuttke, der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. 1860. S. 5. Wenn man vom gescheidten Doktor spricht, heißt es: »Der ist über den Dr. Phrastes« (Ertingen). Auch auf der Burg Lauterstein bei Lautern (Blaubeuren) soll Theophrastus Paracelsus seine Künste getrieben haben. Vgl. die Blaubeurer O.A. Beschreibung S. 230.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 212-213.
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