371. Die Wallfart für die Kinder auf Waldburg.

[421] Ißt ein Kind sehr vil und es bleibt dabei doch ganz mager, so schickt man einen gebrauchten Schlozer eines solchen Kindes nach Waldburg, allwo sich an der Kirche ein Gewölbe befindet, und wirft ihn zu den vilen schon dort ligenden hinein. Dann nimmt man einige Hände voll Erde und nimmt sie mit heim, wo man dann dem Kinde die Erde in einem Tüchlein u. dgl. unter den Kopf legt; solche bleibt daselbst während 24 Stunden ligen. Während man dise geweihte Erde unter den Kopf des Kindes bringt, zündet man geweihtes Wachs an und betet drei Vater unser;[421] das gleiche geschieht, wenn man die Erde wieder wegnimmt; diselbe wird dann auf den Kirchhof getragen.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 421-422.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sitten und Gebräuche
Sitten und Gebräuche