[46.]

[110] Narrheyt hatt gar eyn groß gezelt

By jr lägert die gantze welt

Vor uß / was gwalt hatt / vnd vil gelt


46. vo de gwalt der narre

vō dē gwalt der narrē.

Es ist nott / das vil narren synt

Dann vil synt an jn selbs erblynt

Die mitt gwalt went witzig syn

Do yederman sicht vnd ist schyn

Ir narrheyt / doch nyeman getar

Zů jnn sprechen / was tůstu narr /

Vnd wenn sie grosser wißheyt pflegen

So ist es vast von der gouch wegen[111]

Vnd wann sie nyemans loben wil

So loben sie sich dick vnd vil

So doch der wiß man gibt vrkund

Das / lob stinck / vß eym eigenen mundt

Wer jn sich selbst vertruwen setz

Der ist eyn narr vnd doreht götz

Wer aber wisßlich wandlen ist

Der würt gelobt zů aller frist

Die erd ist sellig / die do hat

Eyn herren / der jnn wißheyt stat

Des rott ouch ysßt zů rechter zyt

Vnd sůchen nit wollust / vnd gydt

We we dem ertrich / das do hat

Eyn herren / der jnn kynttheyt gat

Des fürsten essen morgens früg

Vnd achten nit was wißheyt tüg /

Eyn arm kyndt / das doch wißheyt hat

Ist besser vil jn synem stadt

Dann eyn künig / eyn alter tor

Der nit fürsicht die kunfftig jor /

We den gerechten vber we

Wann narren stygen jnn die höh

Aber wann narren vndergondt

Gar wol die gerechten dann gestondt

Das ist dem gantzen land eyn ere

Wann vß dem gerechten wurt eyn here

Aber doch / wann eyn narr regyert

So werdent vil mit jm verfürt /

Der důt nit recht / wer an gerycht

Durch früntschafft eim jns anttlit sicht

Der selb ouch vmb eyn byssen brot

Worheyt / vnd gerechtikeyt verlot /

Recht vrteyln / stat eym wisen wol

Eyn richter nyemans kennen sol

Ratt und gerycht / hat keynen fründt

Susannen rychter noch vil syndt

Die můttwill triben / vnd gewalt

Gerechtikeyt die ist vast kalt[112]

Die schwert die sint verrostet beyd

Vnd wellen nym recht vß der scheyd

Noch schnyden me / do es ist nott

Gerechtikeyt ist blyndt vnd dott

All ding dem geltt sint vnderthon /

Jugurtha do er schyed von Rom

Do sprach er / o du veyle statt

Wie werstu so bald schoch vnd matt

Wann du eyn kouffman hettst alleyn

Man fyndt der stett noch me dann eyn

Do mā hant schmyerung gern vff nymt

Vnd dar durch důt vil das nit zymbt

Myet / früntschafft / all worheyt vmb kert

Als moysen syn schwäher lert

Pfēnīg / nyd / früntschafft / gwalt v gūst

Zerbrechen yetz / recht / brieff / vnd kunst /

Die fürsten worent ettwann wiß /

Hattent altt rät / gelert / vnd gryß

Do stund es wol jn allem land

Do wart gestroffet sünd vnd schand

Vnd was gůt fryd jnn aller welt

Jetz hatt narrheyt all jr gezelt

Geschlagen vff / vnd lyt zů wer

Sie zwingt die fürsten / vnd jr her

Das sie sönt wißheyt / kunst / verlan

Alleyn eygen nutz sehen an

Vnd wölen jnn eyn kyndschen ratt

Dar vmb es leyder vbelgat

Vnd hat kunfftig noch böser gstalt

Groß narrheyt ist by grossem gwalt /

Gott ließ / das mancher fürst regiert

Langzyt / wann er nit wůrd verfürt

Vnd vnmylt wurd / vnd vngerecht

Durch anreytz valscher rätt vnd knecht

Die nämen gaben / schenck / vnd myet

Vor den eyn furst sich billich hůt

Wer gaben nymbt / der ist nit fry

Schenck nemen / macht verretery[113]

Als von Ayoht geschach Eglon /

Vnd Dalida verryet Samson /

Andronicus nam gulden vaß

Des wart gedötet Onyas /

Ouch Benedab der künig brach

Syn büntniß / do er gaben sach /

Tryphon do er betryegen wolt

Das jonathas jm glouben solt

Do schanckt er gaben jm vorhyn

Do mit er möcht beschissen jn


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 110-114.
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