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[181] Wüst / schamper wort / anreytzung gytt
Vnd stört gar offt die gůten syt /
So man zů vast die suwglock schütt
Eyn nuwer heylig heisßt Grobian
Den will yetz fyren yederman
Vnd eren jnn / an allem ort
Mit schäntlich wüst werck / wis / vnd wort
Vnd went das zyehen jnn eyn schympf
Wie wol der gürtel hat kleyn glympf
Her Glympfyus ist leyder dot
Der narr die suw byn oren hat[182]
Schütt sie / das jr die suwglock klyng
Vnd sie den moringer jm syng
Die suw hat yetz alleyn den dantz
Sie halt das narrenschiff bym schwantz
Das es nit vndergang von schwär
Das doch groß schad vff erden wär
Dann wo narren nit drüncken wyn
Er gyltt yetz kum eyn örtelyn
Aber die suw macht yetz vil jungen
Die wüst rott / hat wißheyt vertrungen
Vnd laßt sie nyeman zů dem brett
Die suw alleyn die kron vff hett
Wer wol die suwglock lüten kan
Der müß yetz syn do vornan dran
Wer yetz kan tryben sollich werck
Als treib der pfaff vom kalenbergk
Oder münch Eylsam mit sym bart
Der meynt er tüg eyn gůte fart
Mancher der tribt solch wis / vnd wort
Wann die horestes säh / vnd hort
Der doch was aller synnen on /
Er sprech es hetts keyn synniger gton /
Sufer jns dorff / ist worden blyndt
Das schafft das buren druncken syndt
Herr Ellerkůntz den vordantz hat
Mit wüst genůg / vnd seltten satt
Eyn yeder narr will suw werck triben
Das man jm loß die büchsen bliben
Die man vmbfürt mit esels schmer
Die esels büchs würt seltten ler
Wie wol eyn yeder dryn will griffen
Vnd do mit schmyeren syn sackpfiffen
Die grobheyt ist yetz kumen vß
Vnd wont gar noh / jnn yedem huß
Das man nit vil vernunfft me tribt
Was man yetz redet / oder schribt
Das ist als vß der büchsen genomen
Vor vß / wann prasser zamen kumen[183]
So hebt die suw die metten an
Die prymzyt / ist jm esel thon
Die tertz ist von sant Grobian /
Hůtmacher knecht / syngen die sext
Von groben fyltzen ist der text /
Die wüst rott sytzet jnn der non
Schlemmer vnd demmer dar zů gon /
Dar noch die suw zůr vesper klingt
Vnflot / vnd schamperyon / dann syngt
Dann würt sich machen die complet
Wann man / all vol / gesungen hett
Das eselschmaltz vnmüssig ist
Mit bergemschmär ist es vermyscht
Das stricht eyn gsell dem andern an
Den er will jn der gsellschafft han
Der wüst wil sin / vnd das nit kan
Man schont nit gott / noch erberkeyt
Von allem wüstem ding man seyt
Wer kan der aller schampperst syn
Dem büttet man eyn glaß mit wyn
Vnd lacht syn / das das huß erwag
Man bitt jnn / das er noch eyns sag
Man spricht das ist / eyn gůtter schwanck
Do mit würt vns die wyle nit langk
Eyn narr / den andern schryget an
Biß gůt gesell / vnd frölich man
Fety gran schyer / e belli schyer
Was freüd vff erden hant sunst wir
Wann wir nit gůt gesellen sygen
Lont vns syn frölich / prassen / schrygen
Wir hant noch kleyn zyt hie vff erd
Das vns das selb zů lieb doch werd
Dann wer mit dot abstirbt / der lyt
Vnd hatt dar noch keyn frölich zyt
Wir hant von keym noch nye vernomē
Der von der hell syg wider kumen
Der vns doch seyt / wie es do stünd
Gůt gsellschafft triben / ist nit sünd[184]
Die pfaffen reden was sie went
Vnd das sie diß / vnd jhens geschend
Wer es so sünd / alls sie vns schriben
Sie dätten es nit selber triben
Wann nit der pfaff vom tüfel seitt
Der hirt von wolfen klagt syn leitt
So hetten sie beid nüt dar von
Mit solcher red / narren vmb gon
Vnd důnt mit jrer groben rott
All welt geschenden / vnd ouch gott
Doch werden sie zů letst zů spott
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Das Narrenschiff
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