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[92] Wer nicht aus anderm Grunde je
Denn Gutes willen schritt zur Eh',
Der hat viel Zank, Leid, Hader Weh.
Ein junger Fant, dem die Narrenkappe im Nacken sitzt, schiebt mit der Rechten eines Esels Schwanz zur Seite, während er mit der Linken einen gefüllten Geldsack aus der Hand eines alten Weibes empfängt.
Wer in den Esel kriecht um Schmeer,
Ist an Vernunft und Weisheit leer;
Einen guten Tag und keinen je
Hat, wer ein alt Weib nimmt zur Eh',
Er wird auch wenig Freude sehn,
Weil keine Kinder ihm erstehn,
Und hat auch dann nur gute Zeit,[92]
Sieht er den Pfennigsack recht weit,
Und der klingt oft ihm um die Ohren,
Durch den er worden ist zum Thoren.
Daher denn oftmals es geschehn,
Daß wenig Glück dabei zu sehn,
Zieht man das Gut nur in Betracht
Und läßt Frommheit und Ehr' ohn' Acht.
Hat man sich übel dann beweibt,
Nicht Freud' noch Freundschaft fürder bleibt.
Man wär' wol leichter in der Wüste,
Als daß man lange wohnen müßte
Bei einem zornigbösen Weib,
Die bald verdörrt des Mannes Leib.
Dem möge trauen, wem's beliebt,
Wer um das Geld die Jugend gibt!
Weil schön ihm riecht des Fettes Rauch,
Dürft' er den Esel schinden auch.
Wenn schon viel Zeit vergangen ist,
Fänd' er doch nichts als Koth und Mist.
Viel stellen Ahabs Tochter nach,
Und fall'n wie er in Sünd' und Schmach.
Der Teufel Asmodeus fand
Viel Macht jetzt in der Ehe Stand.
Doch selten ist ein Boas jetzt,
Der eine Ruth begehrt und schätzt,
Drum hört man nichts als Ach und Weh
Und criminor te! kratznor a te!
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff (Ausgabe 1877)
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