Sonett

[71] Soll sich vor Dir des Baumes Stolz enthüllen,

Der nur allein sich selbsten aufwärts strebet,

Des Busches Geist, der heil'ge Schatten webet,

Und was der Blume zarte Kelche hüllen.


So mußt Du alle laute Neugier stillen

Der zarte Geist, der in dem Busen lebet,

Gar schnelle wie ein leiser Hauch entschwebet,

Und nimmer kehret er den stolzen Willen.[71]


Im tiefen Grund nur wohnet das Ergründen,

Das Äußre laß vor Deinen Augen schwinden

Und steige kühn dann in die heil'ge Erde.


Ein freudig Staunen wird sich um Dich winden

Wie die verschiedne äußere Geberde

Aus innerem und heil'gem Geiste werde.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 71-72.
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