Seiner Durchlaucht
dem Herzoge von Aremberg
Mein gnädigster Herr
Cervantes führt in der Zuschrift seiner Novellen die Fehler an, welche in den Zuschriften der meisten Schriftsteller gefunden werden; indem ich diese Fehler zu vermeiden suchte, machte ich die Entdeckung eines ganz neuen, und nehme mir die Freiheit, Ihnen denselben seiner Ungemeinheit wegen mitzuteilen. Es ist nämlich der Fehler, jemanden ein Buch in einer Sprache, deren er nicht ganz mächtig ist, zuzuschreiben; doch, damit Sie mich nicht einer listigen Bescheidenheit beschuldigen können, indem ich das nur entdeckt zu haben vorgebe, dessen ich mich in diesen Zeilen selbst als Erfinder rühmen könnte, so nehme ich mir die Freiheit, Ihnen die Erlaubnis in das Gedächtnis zurückzurufen, welche Sie mir hierzu selbst erteilten. Als ich das letzte Mal die Ehre Ihrer Unterhaltung genoß, gaben Sie mir nämlich die Freiheit, mich in teutscher Sprache ausdrücken zu dürfen, sobald ich etwas zu sagen hätte, was ich nicht in französischer Sprache denken könne, und was mir allein eigen sei; in Rücksicht auf diese Erlaubnis allein wage ich es, Ihnen dieses Lustspiel zu überreichen, welches ich nicht in französischer Sprache denken konnte, und welches mir allein eigen war, bis auf diesen Augenblick, da ich so kühn bin, Ihnen ein Geschenk damit zu machen. Auch erinnere ich mich Ihrer Äußerung, daß den Teutschen Gewandtheit der Sprache und das Wortspiel fehle; ich war damals Ihrer Meinung entgegen und bin es noch; doch mit dem Verdruß, daß meine Arbeit, die Ihnen vielleicht ein Beweis für meine Behauptung[129] werden könnte, eben durch ihre Anlage dazu an Unverständlichkeit für Sie zunehmen dürfte. Ich unterstehe mich daher nur, Sie durch diese Zeilen versichern zu wollen, daß Ihr gütiges Interesse an mir immer einer der rührendsten Gewinne meines Lebens sein wird, und daß ich jene unter meinen künftigen Arbeiten vorzüglich lieben werde, die würdig sein dürfte, ein angenehmer Gegenstand Ihrer stillen Betrachtungen zu werden.
So nehmen Sie gütig nachfolgende Blätter als einen Beweis, daß ich Ihnen gern mit dem Meinigen ein Vergnügen zu machen wünschte, denn sie enthalten zu wenig, um Ihnen als Beweis der Ehrfurcht übergeben zu werden.
Ihr untertänigster Diener,
(Clemens Brentano)[130]
Ausgewählte Ausgaben von
Ponce de Leon
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