Allergnädigster Käyser und Herr.

So Eurer Käyserl. Majestät wirdigsten Füssen leget gegenwärtiger / der Teutschen angeführter GroßFürst Herkules / sampt seiner ihm vertraueten Königl. Böhmischen Fräulein Valisken sich allerdemütigst nieder; uñ solches aus tiefstschuldiger dankbarkeit; nachdem von Käyserl. Majest. höchstmildest-gewogener Hand / sie ehmals einen Gnaden-Reichs-Stab und Krohn (im sechsten Buche dieser Geschichten zu sehen) einpfangen haben.

Wolte der Himmel! daß mit Eurer Käyserl. Majest: allergnädigster einwilligung und gefallen diese ihre Darstellung möchte geschehen seyn; alsdann würden sie den Zwegk ihres höchsten wunsches schon erreichet haben; und würde ihr geträuester Bruder / der Böhmische König Ladisla sich dessen zugleich innigst erfreuen.

Zwar es ist ausser allem zweifel gesezt / dz alles /was vor Eurer Käyserl. Majest. preißwürdigsten ReichsStuel zutreten sich unternehmẽ darf / nit allein rein und lauter / sondern auch ganz vortreflich uñ allerdinge volkommen seyn müsse; und solches nicht allein nach dem Wesen / sondern auch nach dem äusserlichen Schmucke.

Massen Käyserl. Majest: ohn jemandes einrede /vor die allerhöchste Heilige Würde in der ganzen Christen-Welt geehret wird; welche als Gottes Stathalter / der allerheiligsten Gerechtigkeit vorstehet; welchem nach / vor derẽ ruhmwirdigstẽ Augen sich niemand wird stellen dürffẽ / der durch iñerliche oder äusserliche unsauberkeit dieselbe etwa betrüben oder beleidigẽ möchte.

Vnd weil nit so bald ichtwas durch sich selbst sich alhier vor düchtig wird melden können / sondern nur /was Käyserl. Majest. allergnädigster MachtSpruch davor erklären wird.

Als suchet gegenwärtiger Teutscher Herkules uñ seine Böhmische Valiska in dieser irdischẽ Welt nichts höhers / dann daß Eure Käys. Maj. mit allergnädigsten Augen sie ansehen / und die wirdigkeit /so sie bey ihnen selbst nit wissen noch finden / ihnen mitzuteilen / allergnädigst geruhẽ wollẽ; welches zuerlangen sie untertähnigst hoffen / in betrachtung / dz diese ihre Geschichte niemand zubeleidigen / noch mit Stachel-Reden zu verwunden / sondern bloß zur geistlichẽ und ehrliebenden Gemühts-ergetzligkeit angesehen ist.

Der grosse Gott / welcher sich gegen Abraham den Almächtigen neñet / ließ zeit des Alten Bundes ihm nit nur der wolbegüterten ihre feiste ausgemästete Ochsen uñ gewaltige grosse FeldZehenden / sondern auch die leichten Täubelein und einzelne Garbẽ der armen Leute wolgefallẽ / wañ sie von guter Seele in rechtschaffener andacht geopfert wurdẽ. Und ebẽ dieses war die ursach / daß Abels kleiner Heerd / mit dem wenigẽ Fette seiner Erstlinge betropfet / ungleich heller und anmuhtiger vor Gottes Angesicht brennete /als wann der freche Kain tausend aufgebansete Garben angezündet hätte / deren Lohe sich höher in die Lufft erheben mögen / als daß MenschenAugen sie hätten können abmässen.

Im Neuen Gnaden-Bunde hat Gott in angeno ener Menscheit uns eben dessen versichern wollen / da er seine lieben Jünger vergewisserte / daß der armen Wittiben eingelegte zwey Scherflein / vor GottesOhren einen viel hellern und angenehmern Klang von sich gaben / als die schweren güldenen uñ silbernen Opferstücke / welche von den Reichen ohn Andacht /und aus Hochmut in den GottesKasten geworffen wurden.

Die hohe Obrigkeit hat die Ehre in der Heiligen Schrift / daß sie Götter genennet werden; anzudeuten /daß in vielen stücken sie sich dem wahren einigẽ Gotte gleich zubezeigen pflegen; insonderheit in diesem / daß der unvermögenden Gehorsamen ergebener Wille ihnen angenehmer ist / als was von haabseligen durch Zwang heraus gekeltert / oder aus Furcht geliefert wird.

Welches dann unsern Teutschen Herkules / und seine Böhmische Valisken muhtiget / und in volle hofnung setzet / ihre gutwilligkeit / Eurer Käys. Maj. sich vor eigen zuergebẽ / werde den abgang ihres unvermögens erstattẽ / ohn welches vertrauen sie nimmermehr würden geherzt gewesen seyn / vor dero allergroßmächtigstem Stuel sich finden zulassen.

Dafern nun dere / Gegenwart und alleruntertähnigste Darstellung allergnädigst wird können geduldet werden / müssen sie sich billich vor glükselig schätzen / und die Stunde gesegnen / an welcher sie dieser Welt bekant worden sind. Dann sie werden unter diesen mächtigen Adlersflügeln / Schuz und gnugsame Sicherheit antreffen / wider alle Freveler und verwägene Geizhälse / welche sonsten sich nicht möchten scheuhen dürffen / diese Geschichte / wider das siebende Geboht des Heil. Göttlichen Gesetzes unter gestohlner Kleidung in die Welt auszustreuẽ; mit welchen schlimmen Diebs-Nägeln in diesen lezten Zeiten sich ihrer viel kratzen. Ja es werden zugleich auch andere mißgünstige abgeschrecket werdẽ / ihren unbefugten Geifer und Neid-bittere Galle / wider dieses wolgemeinete Werk auszuspeiẽ / wann ihnen zu Ohren kommen solte / der unüberwindliche Adler (HErr Gott / gib du ihm Krafft / verjunge und erhalte ihn / daß er sein vermögen nicht / als am lezten Tage dieser Welt verliere) habe unter seine sichere Schuz-Flügel angenommen

Eurer Römischen Käyserlichen Majestät


alleruntertähnigste /

allergehorsambste

Diener und Dienerin

Herkules

und

Valisken.

Quelle:
Andreas Heinrich Buchholtz: Des Christlichen Teutschen Großfürsten Herkules Und Der Böhmischen Königlichen Fräulein Valiska Wunder-Geschichte. 6 Bücher in 2 Teilen, Teil 1, Braunschweig 1659/60.
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