25. An Otto Bassermann

[23] 25. An Otto Bassermann


München, Samstag. [8. Februar 1862]


Lieber Freund!

Deinen Brief erhielt ich heut Morgen. – Ich würde dir gar gern etwas Günstiges und Entschiedenes mittheilen, wenn es mir möglich wäre. Das Kostüm Hanfstängls kannst du unmöglich bekommen. Es ist schon zu bekannt, daß er den Prinzen macht; und außerdem bilden sich, wie du weißt, bei einem Opernpersonal im Verlauf längerer Proben gewiße zarte Verhältniße, an die man nicht rühren darf, ohne in Gefahr zu kommen, das Ganze zu zerreißen und unmöglich zu machen. So will ich dir nur bemerken, daß es sehr wahrscheinlich kommen könnte, daß unser Grethel und nachmalige Prinzeßin noch im letzten Momente unpäßlich würde, wenn der Hanfstängl nicht mitspielte. Im Intereße unserer Sache muß es mir natürlich von Herzen leid sein, nicht früher an die Möglichkeit deines Kommens gedacht zu haben, aber noch mehr leid sollte es mir thun, wenn du mir daraus einen Vorwurf machen würdest. Ich habe bei dieser ganzen Operngeschichte schon so viel Ärger und Verdruß in der Nähe gehabt, daß es vom Schicksal wahrlich grausam ist, mir auch noch aus der Ferne seine Pfeile zuzuschicken. – Nun, laßen wir das! – Jedenfalls, lieber Freund, sieh, daß du kommst, und wenn du selbst diesen dummen, gottverdammten, undeutschen Zuaven im Stiche laßen müßtest. – Wenn ich nur Geld hätte! – Aber seit zwei Monaten habe ich dieses ganzen Schwindels wegen nichts gearbeitet. Zeit, Geld und ruhiger Schlaf sind zum Teufel. – Wenn du kommst, so könntest du vielleicht beim Stachus logiren, wo ich Kredit habe. – Zur Vorsicht bringe den Meyeranzug mit. –

Ich freue mich von ganzem Herzen darauf, dich wieder einmal zu sehen.

Leb wohl! Dein

W. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 23.
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