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[43] 46. An Caspar Braun
Wiedensahl. d. 1 Febr. 67
Mein lieber Herr Braun!
Schon längst würde ich Ihnen pflichtschuldigst die Stöcke zurückgeschickt und einige Zeilen geschrieben haben, wäre nicht in den langen, einsamen Winterabenden das Projekt einer kleinen Fest= und Freudenexcursion in mir aufgestiegen, welches ich denn im Verlaufe der drei Anfangswochen des neuen Jahres auch wirklich zu meiner vollen Zufriedenheit ausgeführt habe. Mein guter Onkel und Bienenfreund der Pastor Kleine in Lüthorst und mein Bruder in der einstmaligen Welfenstadt Wolfenbüttel waren die Gegenstände und Ziele meiner freundschaftlichen Sehnsucht, denen ich durch Sturm und Schneegestöber, theils in Grog=durchwärmten Eisenbahnwaggons, theils in der bummelnden Postkutsche entgegeneilte. Nachdem ich die sanften Freuden im traulichen Familienkreise des Pfarrhauses in behaglicher Zurückgezogenheit und mit christlicher Ruhe genoßen, schlängelte ich mich auf den Schienenwegen des Dampfes in einer schneedurchwobenen Winternacht meiner zweiten Station entgegen, wo mich einige tiefer eingreifende Vergnügungen erwarteten: Es war die Zeit der Schlachtefeste und guten, bürgerlichen Frühstücke. Doch auch der Abend hatte seine Licht= und Lustpunkte. An einem solchen Abende war es, wo ich mich Ihrer, Herr Braun, gar freundlich erinnern mußte. Der Punsch war gut, die Stunden entschwanden, und lebhaft stand vor meiner Seele ein schönes Wort, das Sie einmal vor Zeiten zu mir gesprochen hatten: »»Die individuelle Revolution ist zuweilen eine Sache der Nothwendigkeit.«« Ausgerüstet mit diesem guten Wahlspruche stürzte ich mich denn auch muthig und unverdroßen in den Kampf, um später die Wahrheit jener Worte immer aufs Neue an mir bestätigt zu finden.
Die beifolgenden 12 Stöcke zum Rendez=vous bitte ich mir mit 80 fl gut zu schreiben. – Denken Sie doch gelegentlich einmal an den »kleinen Teufel u. den Schmied«. – Bald hoffe ich Ihnen auch wieder etwas Neues zuschicken zu können.
Mit herzlichem Gruß und aufrichtiger Freundschaft
Stets der Ihrige
W. Busch.