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[46] 51. An Otto Bassermann
Wiedensahl d. 7 Juni 68.
Mein lieber Otto!
Unter dem direkten Einfluße eines gewaltigen Platzregens, der mich bis auf die Haut durchweichte, bin ich, nach einigen in Frankfurt gar angenehm verbrachten Tagen, in der Heimath wieder angekommen. Mit stillem Behagen fühle ich die Nähe meiner Angehörigen. In der Dämmerung wandle ich wieder durch das Ährenfeld und die Wiesen dem wohlbekannten Walde zu bis die Sonne hinunter gegangen. Wie oft und gern gedenke ich dann der fröhligen Zeit, da ich bei dir in Heidelberg war; der blühenden Bäume, des wundervollen Schloßes, und wie wir dann weiter den Neckar hinauf in das Thal hinaus sahen; so recht, wie es mein Schubert'sches Lieblingslied ausdrückt, das du bei der Frau Pfeiffer so prächtig gesungen und das du mir hoffentlich unter eben so freundlichen Verhältnißen bald wieder singen sollst. Mir ist's immer, als könnte mir grad dieses Lied keiner beßer singen als du.
Was ist doch unser braver Pfarrer von Ziegelhausen für ein origineller Mann! So eine von den Gestalten, die sich dem Gedächtniße unauslöschlich einprägen. Der Maibowle im kleinen Pfarrgärtchen dicht am Strome muß ich mich oft mit vielem Vergnügen erinnern. Zugleich mit dem Briefe an dich, sollen auch ein paar Zeilen mit dem versprochenen Bienenbuche an ihn abgehen.
Vielleicht bringt der Herbst die Gelegenheit, Dich einmal wieder aufzusuchen, wenn's dann auch keinen Spargel giebt und wir hoffentlich dann zur Abwechselung einmal in denjenigen Wirthshäusern einkehren, wo man zahlen muß.
Nun leb wohl, lieber Freund! Sei herzlich bedankt für deine freundliche Aufnahme, grüß die Frau Pfeiffer und den Herrn Braun und sei überzeugt, daß ich stets bin
Dein getr. Freund
Wilh. Busch.