114. An Otto Bassermann

[76] 114. An Otto Bassermann


Wiedensahl d. 16 Juni 72


Mein lieber Baßermann!

Schön, daß die Helene so emsig umworben wird! – Was Rezensionen anbelangt, so muß ich Dir wiederholentlich bekennen, daß derartige Sachen nicht rezensirt sein sollen und wollen. Sie sind bislang nicht dadurch gefördert, weder künstlerisch noch buchhändlerisch, und werden auch künftighin nicht dadurch gefördert werden. Guter Humor und guter Vertrieb, die thun's. Dann soll man sie eben nehmen, wie man auf der Reise etwa einen Bittern nimmt. Bei Zunftbüchern ist es was Anderes. –

Gut scheint es mir, daß du dem Pferdchen etwas den Zügel schießen laßen willst. Das schöne Wort: gegen baar ist wie ein Schuh, den der Schuster nach seinem eigenen Fuß gemacht – es kann schlumpen, daß er auch andern Leuten paßt; wie unangenehm für's Geschäft das Gegentheil, davon weiß Freund Richter, ledernen Angedenkens, ein thränenreiches Lied zu pfeifen. Die Zahl 221/2 ist eine wunderliche Zahl, eher gefällt mir die 20. – Jedenfalls mußt du auch dafür sorgen, daß Helene die Bäder besucht (die Saison ist nahe) und daß sie auf den Bahnhöfen sich orientiren lernt (Sch. hat vom h. Antonius auf dem Straßburger und Kölner über 2000 Exempl. abgesetzt), das wird dem guten Kinde gesünder und förderlicher[76] sein, als hundert Rezensionen. Ich fürchte, ich fürchte nur: Adelmann, die fette Schnecke, wird wieder drucksen statt zu drucken, und wenn's dann Brei regnet, so fehlt der Löffel. – Den Interpunctionsfehler auf pag. 47 der Helene läßt du wohl in der neuen Auflage corrigiren. – Das Papier hast du nun schon bestellt, sonst würde ein billiges Papier und in folge deßen ein billigerer Preis des Buches jedenfalls rathsam sein.

Die Probedrucke zum Jobs erwarte ich vergebens. Der Holzwurm scheint zu viele andere Sachen übernommen zu haben und scheint den Jobs, der ihm sicher, so beiläufig nebenher zu schleppen. Sei doch so gut und mache ihn mal etwas munter. Auf dem Titel soll sich sein Name auch nicht wieder so breit machen; zudem sieht es so aus, als wenn er die Zeichnungen gemacht hätte.

Über die Seitenzahl des Jobs habe ich noch keine Ahnung, kann auch wirklich und wahrhaftig nicht versprechen, dies oder das zu thun. Das sind unwillkührliche Ausschwitzungen, wie Bisam und Moschus, und alles Reden ist vergeblich.

Auf einen Erfolg, wie die Lene, hat natürlich der Jobs von vorn herein keinen Anspruch gemacht. Eine billige Ausgabe des alten claßischen Textes, gekürzt vielleicht, wirst du für später immer im Auge behalten müßen.

Was giebt es denn für ein Spezialwerk über die Herren Jesuiten? Kannst du mir nicht so Was zuschicken?

Herzlichen Gruß!

Willem.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 76-77.
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