297. An Maria Anderson

[149] 297. An Maria Anderson


Wiedensahl 13 Juli 75


Die Photographien, m.l. Fr. Anderson, habe ich mit Vergnügen durchblättert. Die Karrikaturen machten mir dagegen einen wehmüthigniederträchtigen Eindruck.

Der Erwählte des souveränen Volkes ist zu lange auf dem Boden Frankreichs gewandelt, als daß die zurückgelaßenen tiefen Spuren seiner langen Stulpstiefel sich dadurch verwischen ließen, daß man Koth aufrafft und hinter ihm herwirft, es sei denn, man würfe die Pfaffen hinter ihm her. Aber prosit! Pilgerei, Herzjesuschwindel, Knebelei des Unterrichts sind Dünger und Frucht der Republik wie des Kaiserreichs – in Frankreich. Ein gesegnetes Land! Gesegnet von Gott, gesegnet vom heiligen Vater. Aber ich meine, die Franzosen müßten doch bald daran denken, was die Erfahrung lehrt: Der Segen der Natur wird vernichtet durch den Segen Roms.

Ihr W.B.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 149-150.
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