1642. An Franz von Lenbach

1642. An Franz von Lenbach


Wiedensahl 20. Juni 84.


Liebster Lenbach!

Für Deine freundlich zustimmende Antwort auf meine Anfrage wegen des Portraits meinen besten Dank, auch schon den vorläufigen für die verheißene Photographie! –

Daß Dir die Essays des Franzosen so ausnehmend gefallen, kann ich mir denken. Derselbigte muß den Krimskram innerhalb der Menschenhaut und das, was davon kommt, doch recht genau besehn haben, auch sind Wir, scheint's, seither die Alten geblieben, sonst würden wir uns nach diesen dreihundert Jahren wohl nicht mehr so lächerlich ähnlich finden.

Bei Euch zu Rom ist's kühl, und das freut Euch; bei uns auch, und wir sind beleidigt. Wir möchten doch alle Jahre wenigstens mal ein Stündchen aufthauen, ohne Kosten, auf natürliche Manier. Aber so nun muß man sich wieder mal in die Seele des Monats Juni hinein schämen, heizt nicht und fröstelt weiter. – Hoffentlich wird Euch der Juli in München doch einen genugsam warmen Empfang bereiten.

Grüß mir Deine Schwestern recht schön und sei Du selber auf's herzlichste gegrüßt von Deinem alten

Wilhelm Busch

(seit mehreren Monaten auch Brillenbesitzer oder Beseßener!)

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968.
Lizenz: