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[288] 698. An Adolf Nöldeke
Wiedensahl 16. Juli 87
Lieber Adolf!
Deinen Brief hab ich erhalten. Mutter hat gestern an Dich geschrieben. – Die bewußten 20 Mk. laße ich heute durch Postanweisung an dich abgehn und wünsche dir zum Jubiläum recht angenehmes Wetter. Hier war's letzther recht heiß, wenn ich draußen zeichnete; um so behaglicher empfing mich danach die kühle Diele.
Schwester Marien scheint ja die Kur ganz gut bekommen zu sein. Dortchen, wie mir eben Frau Nickels sagt, befindet sich beßer, obgleich es hin und wieder und hier und da noch reißt.
Klärchen Kleine kam heut bei gelindem Regen an, und nun gießt es gründlich.
Die Rosen haben bei der Trockenheit nur unvollkommen geblüht. Du weißt, daß ich mich auch ihretwegen oft über den scharfen Ostwind beklagte. Aber es giebt noch schärfere Sachen. In letzter Nacht hat nämlich Einer die vier besten Stämme abgeschnitten. Unter den wegen ihrer bürgerlichen Gerechtigkeit oft belobten Wiedensahlern giebt es demnach doch auch recht abgefeimte Hallunken.
Mutter, Marie, Else (die sich allmählich mit Münster aussöhnt) laßen dich herzlich grüßen, wie auch
dein getr. Onkel Wilhelm.