|
[292] 709. An Franz von Lenbach
Wiedensahl 6. Dec. 87.
Liebster Lenbach!
Für Deinen liebenswürdigen Brief dank ich dir sehr freundlich und heiter trotz des unfreundlichen und trübseligen Wetters, was sich hier lang und breit macht. Schlechtes Wetter ist ja wohl auch eine von den launigen Äußerungen der Gesammtheit, welche man, weil man selbst wirkendes Mitglied, möglichst gutmüthig ertragen sollte. Aber so viel darf man doch wohl sagen: es weht und gießt grausam und wird nicht recht Tag, ehe es Nacht wird. Die Äpfelbäume an der Chaußee sind unten mit weißem Kalk angestrichen, und wie sie so da stehen in ihren blaßen Unterhosen im kalten Wind, sieht's recht ungesund aus. Dem Ungeziefer, auf das dieser Kalk gemünzt, scheint im Übrigen die Feuchtigkeit wohl zu bekommen, was hinwiederum den wilden Vöglein ganz recht ist, die's freßen. Sogar eins von unsern Staarenpärchen ist noch nicht abgereist. Allmorgentlich sitzen sie auf ihren Wohnkästchen und laßen sich durchregnen. Er flötet und sie hört zu. – Zum Glück war wenigstens unser weitberühmter Kram= und Viehmarkt von Primasonnenschein begünstigt; höchst erquicklich für die Kunstreiter und Quiekeschweinchen in rosa Trickots; fast ebenso für uns andere Juden und Landleute.
Welcher Art ist denn dein Bild von Brouwer? Ist's aus deiner Potztausendsappermentsperiode? – Meinen Gruß an Günther, dem ich seinerzeit nach Bozen schrieb. – Leb wohl! Fröhliche Festtage, dir und deiner Frau erlaubt sich zu wünschen dein ungewöhnlich getreuer
Wilh. Busch.