710. An Marie Hesse

[292] 710. An Marie Hesse


Wiedensahl 13. Dec. 87.


Liebe Frau Heße!

Für Ihren liebenswürdigen Brief sage ich Ihnen meinen freundlichsten Dank. Hoffentlich geht's Ihnen und den Ihrigen gut! Der Regen und der Wind und der Nebel und die Dunkelheit, die Einem in letzter Zeit fast zuwider wurden, sind ja nun, so scheints, vorüber gegangen, und es kommt endlich die klare, feste Winterszeit, derb, aber wohl bekömmlich, und will sie uns auch mal zu nah auf den Leib rücken, so kann man sich doch immer lustig dagegen wehren. – Der Sommer und Herbst sind mir, der ich bescheidene Ansprüche mache, still verborgen in Garten, Feld, Wiesen und Wald, recht angenehm schleunig dahin gegangen. Im Übrigen war ich mal bei meinem Bruder in Wolfenbüttel, grad in der heißen Zeit. Auch Hermann hab ich natürlich mal besucht und mich gefreut, ihn so frisch und fröhlich wirthschaften zu sehn mit seiner Frau, oben auf der Höhe, im gemüthlichen Pfarrhaus, von wo man aus den oberen Fenstern weit hinaus sieht in die Harzberge. Da das hübsche Nest an der Bahn liegt, kann man auch leicht mal hin kommen. – Adolf ist noch in Göttingen, sieht aber nun das Examen immer näher heranrücken. – Otto ist seit dem ersten October ein Kriegsknecht geworden. Er macht seinen Einjährigen in Leipzig, wo er zugleich Theologie studirt, was unter diesen Umständen selbstredend nicht viel zu bedeuten hat. Er ist ganz zufrieden; doch wird immer genügend dafür gesorgt, daß er in seinen Mußestunden nie an Appetit= oder Schlaflosigkeit leidet. – Leben Sie wohl, liebe Frau Heße! Meinen herzlichsten Gruß [ ...] an Sie, Herrn H. und die Kinder! Wären die Neffen hier, sie würden sich Ihnen gleichfalls bestens empfehlen laßen und Ihnen, wie ich, recht fröhliche Festtage wünschen.

Ihr Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 292-293.
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