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[370] 895. An Adolf Nöldeke
Wiedensahl 20. Nov. 92.
Lieber Adolf!
Zu deiner Verlobung wünsch ich Dir das Beste, was sich wünschen läßt, und hoffe, daß du eine glückliche Wahl getroffen hast. Ein guter Vorrath von Geduld und Gottvertraun wird allerdings nöthig sein, denn, wie die Verhältniße nun mal liegen, ist vor 6-7-8 Jahren an's Heirathen wohl kaum zu denken.
Unsere Pfarre ist noch leer. Wie ich vor acht Tagen hörte, war ein Vorschlag von höchster Stelle noch nicht erfolgt. Und – so sagte man mir – wenn dieser Vorschlag erfolge, und wenn dann die Sache ihren Gang gegangen, und wenn's dann entschieden sei, so könnten bis zur Einführung doch noch zwei Monate vergehn. – Vielleicht will man Einen da wegholen, wo ein Anderer gern hin soll. Vielleicht auch, bei der jetzigen Angst vor dem Auftauchen weiterer Schrempfs, sucht man erst Einen, der die richtige Kulör hat, so daß er, nach Loccum hin, nicht liberal abfärbt, sondern schwarz. – Unsere Leute verhalten sich still, sollen aber recht unwillig sein über das »Kloster«, besonders seit neulich der Bußtag vergeßen wurde und acht Tage später nachgeholt werden mußte. Auch sollen sie – woher sie's haben, weiß ich nicht – vor »Ohwattenkerel« ganz gruselig sein; ohne Grund, wie ich glaube. – Na! warten wir ruhig ab, was kommt; Hermann kommt jedenfalls nicht.
Unser Wetter war schön letzther, mit Einschluß des vorigendonnerstäglichen Marktfestes. Dann kalter Ostwind mit Regen. Heut Ostwind, Sonnenschein und Frost.[370]
Eben, vor der Kirche, ist Otto (zu Wagen mit Herrn Conventual) herüber gekommen. Er erwartet nachmittags noch zwei andre Klosterbrüder, mit denen er abends zurück gehn will. Er sagt mir, daß Else unerwartet in Barnstorf angekommen sei. – Von Mutter hatt ich Vorgestern Nachricht.
Gehab dich wohl, lieber Adolf! und sei herzlich gegrüßt von deinem getr. Onkel
Wilhelm.
Otto läßt ebenfalls grüßen.