|
897. An Johanna Keßler
Wiedensahl Januar
1893.
Prosit Neujahr!
Ob gut ob schlecht, wird später klar.
Doch bringt's nur Gesundheit und fröhlichen Muth
Und Geld genug, dann ist's schon gut.
Es ist ein lobenswerther Brauch:
Wer was Gutes bekommt, der bedankt sich auch;
Denn Wer ist so, daß er es nicht
Sehr gern hätt, wenn er was Gutes krigt. –
z.B. in dieser Winterzeit,
Wo's manchmal friert mit Heftigkeit,
Wie oft schon rief ich:
"Ja, was ist Dies?
Was ist mit die Fieß?
Ist's Holz, ist's Glas?
Oh, welch ein infames Gefühl ist das!"
Nun krigt ich die mollige Unterlage,
Und fort ist die hinterfüßliche Plage.
Drum schreibe ich:
"Meine lieben charmanten
Hochzuehrenden Tanten,
Ich bedanke mich!"
Mit tausend Grüßen
Und warmen Füßen
der Onkel Wilhelm.
Buchempfehlung
Robert ist krank und hält seinen gesunden Bruder für wahnsinnig. Die tragische Geschichte um Geisteskrankheit und Tod entstand 1917 unter dem Titel »Wahn« und trägt autobiografische Züge, die das schwierige Verhältnis Schnitzlers zu seinem Bruder Julius reflektieren. »Einer von uns beiden mußte ins Dunkel.«
74 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro