943. An Adolf Nöldeke

[23] 943. An Adolf Nöldeke


Wiedensahl Sonnabend [6. Januar 1894]


Lieber Adolf!

Ich danke dir für deinen Brief. Von Mißtrauen kann keine Rede sein. Onkel H. meinte schon auch, es könne ein Versehn im Verzeichniß sein. Also Geduld!

Auch wir hier haben feindlichen Ostwind und klare starke Kälte dazu. Es kneift durchs ganze Haus. Eines Morgens war die Pumpe gefroren, ist aber dann beßer verwahrt. –

Mit herzlichem Gruß dein getr. Onkel

Wilhelm.


(Siehe folgende Seite)

Tante Alwine wohlauf. Else hat ein hübsches dickes Mädel.

Gleich vom Bahnhofe aus ging ich bei Jürgens vor und kaufte einen Serviettenring. Da der Besitzer des Geschäfts (Karl Jürgens) nicht da war, ließ ich ihn vetterlich grüßen. Erst durch Alwine erfuhr ich, daß er todt sei: todt im Bett gefunden; Wechsel fällig. Das Geschäft führen vorläufig die Brüder weiter. – Frau Beddig auch gestorben. – Am Tage vor Neujahr starb auch der Seifenfabrikant Götze an der langen Herzogstraße.

Onkel H. fuhr Neujahr nach Celle zurück; ich am Tage nach Neujahr gen Wiedensahl.

Der jetzige Hauptmann scheint zu befriedigen.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 23.
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