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[27] 955. An Hermann Nöldeke
Wiedensahl Montag [16. April 1894]
Lieber Hermann!
Nach langem Hintoddern von Seiten der Herrschaften ist die bei den jetzigen Zeitläuften etwas verdächtige und mißliche Examenslotterie nun doch vorüber. Für das Weitere heißt es erst recht: Muth und Geduld haben!
Wir hatten die letzten Tage, nachdem der Wind nach Westen gegangen, ein paarmal einen kurzdauernden nicht ausgiebigen Regen, der wenigstens von den Blättern den Staub abgewaschen hat. Ein stärkers Schauer mit Regenbogen zog gestern neben uns vorbei über den Wald nach Rehburg hinüber. Erbsen wachsen lustig; Spinat haben die Sperlinge zum Theil ausgepickt; die Bäume blühen wundervoll. Eine von den im Herbst neugepflanzten hochstämmigen Rosen geht aus; auch eine ältere (boule d. neige); dagegen ist die Marschall Niel hinter dem Hause, wider Erwarten, doch noch in guten Schuß gekommen.
Mein Besuch bei Euch wird sich noch etwas verzögern, da allerlei kleine Schosen erst noch erledigt sein wollen. – Mutter läßt danken für Euere Briefe. – Heut hat die Wäsche begonnen. Donnerstag wird Meister Schär, der Sattler und Maler erwartet, um, jeder in seiner Art, an der Erneuerung der Vorderstube mitzuwirken.
Herzliche Grüße an Euch Alle!
Dein getr. Onkel W.
Deinen Brief gestern erhalten.