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[69] 1065. An Adolf Nöldeke
Wiedensahl 12. März 96.
Lieber Adolf!
Auch ich denke dir, wie Vater Koch, wenn du dich verheirathest, einen jährlichen Beitrag von 600 Mk. zu schenken – bis auf weiteres; denn das ist nun mal so, daß derartige Versprechungen nicht sicher sind, daß ihre Erfüllung nicht vom guten Willen allein abhängt, sondern auch von Umständen und möglichen Veränderungen, die kein Mensch vorher sehen kann. Dies und noch manches andere, was die Sache mit sich bringen kann und muß, wirst du dir gewiß vorher ernsthaft und ruhig überlegen – und damit Gott befohlen!
Unser Wetter hier ist noch recht kühl und unbeständig; die Schneeglöckchen blühen natürlich schon längst; Tulpen, Päonien, Narzißen, Hopfen spitzen aus der Erde; die Veilchen haben Knospen. Ich habe schon dies und das im Garten beschnitten und zurecht geharkt. Morgen, wenn's nicht regnet, wollen Heinrich und Ferdinand Nickels kommen, um die Brombeeren mit Pfählen und Draht zu bedenken, das Winterstroh hinter der Küche wegzunehmen und allerlei anzustreichen. Frau Nickels hat leider noch immer Gicht im Arm und kann zu ihrem großen Kummer nichts arbeiten.
Sei herzlich gegrüßt, lieber Adolf, von deinem getr. Onkel
Wilhelm.
Auch Frl. K. läßt freundlich grüßen.