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[103] 1141. An Otto Nöldeke
Wiedensahl Mitwoch 7. Juli 97.
Lieber Otto!
Sei bedankt für deinen ausführlichen Brief. Daß der Versuch, den du in Aussicht genommen, Erfolg haben möge, wünsch ich dir von Herzen. Gelingt er nicht, dann heißts Ruhe und Geduld.
Auf Mutters Rückkehr freu ich mich sehr, und Adolf laß ich bitten, gleich mit zu kommen. Nie in meinem Leben hab ich mich so nach menschenwürdiger Gesellschaft gesehnt, wie jetzt, nachdem ich die Person näher kennen gelernt habe, an die wir gerathen sind, wie der Hund an die Flöhe. Nun handelt es sich darum, daß wir sie, und zwar möglichst schnell, los werden, ohne verdrießliche Weiterungen. Denn so unglaublich beschränkt sie ist, innerhalb ihres engen Gesichtskreises besitzt sie eine Geriebenheit, der Mutter und ich nicht gewachsen sind. Ein paar hundert Mark wird es wohl kosten; aber das thut gar nichts. Wir wollen auch nicht vergeßen, daß sie arm ist. – Sprich, bitte, mit Adolf darüber und bereite Mutter vor, damit sie Zeit hat, sich vorher etwas zu sammeln.
Also, wann die Beiden per Post ankommen, schreibst du. Oder ist es Mutter angenehmer, mit Leitner zu fahren, dann müßtest du, der Sicherheit wegen, bald telegraphieren.
Viele herzliche Grüße an euch alle!
Stets dein getreuer Onkel
Wilhelm.