1161. An Hermann Nöldeke

[114] 1161. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl 9. Nov. 97.


Lieber Hermann!

Meinen Dank für deinen Brief. – Ich wünsche von Herzen, daß sich Sophiechens Befinden auch weiterhin beßert und daß sie bald wieder ganz wohlauf ist. – Meine Fahrt in südlicher Richtung will ich aufgeben für dies Jahr. Frau Keßler ist auch nicht ganz wohl. Bachmann will auf mehre Wochen nach Lippstadt zu Besuch seines Neffen. Vielleicht macht es sich, daß ich vor Weihnachten noch mal auf 14 Tage nach Hunteburg gehe, wo zunächst Meyers wohl sein werden, die heute oder morgen vorher, scheint's, erst ein paar Tage nach Barnstorf wollen.

Deine Arbeiten infolge der Verkoppelung gehen ja munter voran. Bald wird auch der Drahtzaun gezogen sein. Ich wollte nur, unser Garten wär auch erst umgegraben; aber erst muß Dünger vorhanden sein, und Lange, hör ich, legt noch Röhren im Felde.

Das Wetter ist günstig. Schon seit Wochen weht nun ein beständiger Ostwind. Abends, nachts, morgens herrscht Nebel. Meist fällt Reif übernacht. Schon zeigte sich Eis auf der Regentonne. Gegen Mittag bricht fast immer die klare Sonne hervor. Ich denke, übermorgen, unser berühmter Markt profitiert auch noch davon, wenn auch unsere spezielle Begeisterung für dies Fest nicht bedeutend ist. Indeß macht uns der Torfbauer vielleicht dann das Vergnügen zu kommen.

Onkel Hermann schrieb, daß er vorige Woche Albert in Mannheim dem Obersten vorgestellt hat, nachdem ihn der Militärarzt vorher untersucht hatte. Albert wird nun heute bereits nach Berlin in die Preße abgeruscht sein.

Unser Haushalt geht ja ganz gut. Wenn guter Wille da ist, findet das andre sich auch.

Leb wohl, lieber Hermann! Herzliche Grüße von Mutter und mir an euch alle!

Stets dein getreuer Onkel

Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 114.
Lizenz: