1260. An Hermann Nöldeke

[160] 1260. An Hermann Nöldeke


Mechtshausen Aschermittwoch 1900.


Lieber Hermann!

Sei bedankt für deinen freundlichen Brief. Mutter dankt auch, daß ihr, du und die Kinder, an sie geschrieben habt.

Aus der Photographie der Brandstätte seh ich, wie gründlich das Feuer gewesen ist in der Nachbarschaft und wie eure Scheune doch auch was abgekriegt hat. Ist sie erst ganz abgebrochen, was hoffentlich in den nächsten Tagen geschieht, dann giebt es Luft und Licht bei euch. Allerlei Wirrsal steht freilich bevor, ehe der Anbau und die Gartenanlagen fertig sind, aber ich denke, es macht dir auch Vergnügen zu sehn, wie die Sach weiter geht. Ich wünsche gut Wetter dazu. –

Hier sieht's nach den warmen sonnigen Tagen wieder verdrieslich aus. Otto, der schon viel Holz aus den Bäumen gesägt hatte, wollte am Montag grad damit fortfahren, als der "Sonntagsbote" mit seinem Lernkandidaten aus Wehrstedt herüber kam und erst nachmittags wieder fortging. Nun wird erst nächste Woche weiter gesägt.

Von Verden schrieb Lisbeth, daß Adolf und Gredel die Influenza haben. Hoffentlich geht's leicht vorüber.

Leb wohl, lieber Hermann! Sei mit Sophiechen und den Kindern von uns allen recht herzlich gegrüßt.

Stets dein getreuer Onkel

Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 160.
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