|
[225] 1459. An Nanda Keßler
Mechtshausen 16. Juli 1904.
Meine liebe Nanda!
So haben denn, wie dein Brief mir sagt, die muntern Wandervögel, nachdem sie auf Helgoland ein wenig gerastet, sich für einige Wochen auf Westerland-Sylt herniedergelaßen. Ich wünsche euch frischen Luftzug und schäumende Wellen. – Was aber den Besuch von Weltreisenden im traulichen Mechtshausen betrifft, so kennst du meine dem entschieden widerstrebenden Grundsätze. Dahingegen soll es mich sehr freuen, wenn ich den kommenden Herbst um die Mittagsstunde im Fürstenhof oder Rathskeller zuweilen wieder stoltze Begleitung finde. Hoffentlich! Denn mannichfach sind die Hinderniße der Menschen, besonders der alten.
Seit acht Tagen haben wir die gern gesehenen Verdener bei uns: Neffe, Nichte, zwei Kinder, ein Dienstmädchen. Das erhöht die Lebendigkeit in Bude und Garten. Na, schmackhafte Beeren sind ja vorhanden im Überfluß. Über hundert Pfund Erdbeeren sind bereits eingeheimst.
Unser Wetter ist sonnig und trocken und zwar so lange schon, daß wir sehnlichst nach Regen verlangen.
Ende nächster Woche denk ich nach Münster zu fahren.
Inzwischen, meine Lieben, gehabt euch wohl im Waßer und auf dem Lande. Tausend freundliche Grüße vom
Onkel Wilhelm.