1595. An Paul Lindau

[267] 1595. An Paul Lindau


Mechtshausen bei Groß-Rhüden am Harz 10. Juli 1907.


Freundlichen Dank, lieber Lindau, für Ihren liebenswürdigen Brief. Ja, ich muß mich oft entschuldigen, daß ich steinalt bin. Also bitte! Die beifolgenden Zeilen dürfen Sie, wenn Sie wollen, für das Wilbrandtsche Geschenkbuch verwenden. Ihr

Wilhelm Busch.


Immerhin

Die Sonne geht auf und unter

Schon lange vieltausendmal,

Noch immer eilen so munter

Die Bächlein ins blühende Thal.

Hier lieg' ich im weichen Moose

Unter dem rauschenden Baum;

Die Zeit, die wesenlose,

Entschwindet als wie ein Traum.


Von kühlen Schatten umdämmert,

Versink' ich in selige Ruh,

Ein Specht, der lustig hämmert,

Nickt mir vertraulich zu.

Mir ist, als ob er riefe:

Heija! mein guter Gesell!

Für ewig aus dunkler Tiefe

Sprudelt der Lebensquell.


Wilhelm Busch.


Mechtshausen, 1907.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 267.
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