1616. An Nanda Keßler

[273] 1616. An Nanda Keßler


Mechtshausen 14. Dec. 1907.


Meine liebe Nanda!

Wie ich aus deinem guten Briefe ersehe, seid ihr zwei, Du und Nellie, hübsch fleißig gewesen für Leute, die's nöthig haben. Umsomehr könnt ihr nun befriedigt dem Feste entgegen sehn.

Grete Thomsen ist leider in Sorgen. Ihr Hildchen, das kleine Ding, hat Lungenentzündung; doch scheint es, daß die Krisis vorüber ist.

Wie steht es denn eigentlich mit dem Harry? Kann er wirklich nicht sehn und läßt sich nichts beßern daran?

Unsere Kinder allhier sind munter und thätig. Heut waren sie kaum zu sprechen. Sie backten Honigkuchenplätzchen für Weihnachten.

Wir Mecht[s]häuser brauchten mehr Regen, denn die Waßerleitung wird zeitweis immer noch abgestellt.

Im Übrigen ist mir das Wetter sehr angenehm. Die Blätter freilich sind abgefallen, aber im Garten die hervorspitzenden Schneeglöcken und draußen die neugrünen Roggenfelder beweisen, daß noch Wärme und Leben ist im "Busen der Natur".

Bleib gesund, liebe Nanda! Herzliche Grüße an Dich und Nellie und alle miteinander von

deinem alten

Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 273.
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