Siebenter Auftritt

[35] Die Vorigen. Eglantine, Euryanthe aus dem Gruftgewölbe.

Lysiart eilt Euryanthe entgegen.

Alle begrüßen Euryanthe.


CHOR DER LANDLEUTE.

Hirtenweisen froh euch preisen,

Berg und Thal von Lust ertönen

In der Treue Heiligtum!

CHOR DER RITTER.

Heil der lieblichsten der Schönen,

Euryanthe Preis und Ruhm!

EURYANTHE.

Graf Lysiart, edle Ritter, seid willkommen.

EGLANTINE für sich.

O möchte meiner Schmach ein Rächer kommen.[35]

CHOR DER RITTER leise untereinander.

Wie schön ist sie! wie schön!

LYSIART.

Erhab'ne Euryanth',

Reicht mir zum Dank die zarte Hand,

Ich bringe Freude!

EURYANTHE für sich.

Wie bin ich beklommen!


Laut.


Mein tapfrer Graf, wer hat Euch hergesandt?

LYSIART.

Mich hat des Königs Huld erwählt,

Daß ich Euch zum Begleiter diene,

Da noch dem Fest die Krone fehlt.

EURYANTHE.

Mit Wonnebeben ehr' ich dies Gebot –

O Wiedersehen! Eglantine!

EGLANTINE.

Willkomm'ne Kunde!


Für sich.


Meinem Herzen Tod!

EURYANTHE verbindlich zu Lysiart.

Verschmähet nicht die ländlich stille Zelle

In Nevers' Burg zu kurzer Rast.

LYSIART freudig.

Wo du erscheinst, da wird die Wildnis helle,

Wie selig wäre deines Herzens Gast.

Beneidenswerter Freund!

CHOR DER RITTER unter sich.

O schwarzer Plan!

EURYANTHE unbefangen.

Wie sagt Ihr?

LYSIART mit ritterlicher Courtoisie.

Ehrfurcht Euch nur stammelnd nannte

Die süßeste der Erde, Euryanthe!

EURYANTHE in heiterer Geschäftigkeit.

Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, verschönen

Euch den Tag, wo Ihr hoch uns erfreut!

Bauerntanz.

Lysiart stellt Euryanthe den Rittern vor.

Die Ritter begrüßen sie ehrfurchtsvoll.

Rudolf macht sich mit Eglantine bekannt.


CHOR.

Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, verschönen[36]

Euch den Tag, wo ihr hoch uns erfreut!

Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen,

Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut!

EURYANTHE.

Sehnen, Verlangen, schmachten und Bangen

Wandelt nun Hoffnung in himmlische Lust!

Wieder ihn sehen! Wonnen und Wehen

Schwellen die Seele, durchwogen die Brust!

RUDOLF.

Sehnen, Verlangen, Schmachten und Bangen

Wandelt ihr Hoffen in himmlische Lust!

Sie wird ihn sehen! Wonnen und Wehen

Schwellen die Seele, durchwogen die Brust!

LYSIART.

Stillt dies Verlangen süßes Umfangen,

Schwelg' ich in Wonnen an Lippe und Brust!

Werd' ich ihn sehen wütend vergehen,

Marter des Feindes ist Krone der Lust!

EGLANTINE.

Nun nicht mehr bangen! Was sie begangen,

Stürzet zu Trümmern ihr Glück, ihre Lust!

Nicht mehr verschmähen wird er mein Flehen,

Trunken vom Siege schon klopft meine Brust!

CHOR.

Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge feiern, verschönen

Euch den Tag, wo ihr hoch uns erfreut!

Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen,

Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut!

EURYANTHE.

Sehnend Verlangen durchwogt die Brust,

Wieder ihn sehen, Wonnen und Wehen

Durchwogen die Brust!

CHOR.

Fröhliche Klänge, Tänze, Gesänge

Feiern den Tag, wo ihr hoch uns erfreut!

Ruhet nach Stürmen bei ländlichen Tönen,

Schmückt euch mit Blumen, die Treue euch streut!

EURYANTHE.

Sehnend Verlangen durchwogt die Brust!

Sehnend Verlangen, Schmachten und Bangen

Durchwoget die Brust.

Wieder ihn sehen, o himmlische Lust![37]

Sehnend Verlangen durchwoget die Brust,

Wieder ihn sehen, o himmlische Lust!

Euryanthe reicht Lysiart freundlich die Hand.

Lysiart führt sie nach rechts hinten ab.

Eglantine von Rudolf geführt, folgt.

Die Ritter und Trompeter schließen sich an.

Die Bauern geben den Abgehenden Raum.


Quelle:
Carl Maria von Weber: Euryanthe. Leipzig [o.J.], S. 35-38.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Haller, Albrecht von

Versuch Schweizerischer Gedichte

Versuch Schweizerischer Gedichte

»Zwar der Weise wählt nicht sein Geschicke; Doch er wendet Elend selbst zum Glücke. Fällt der Himmel, er kann Weise decken, Aber nicht schrecken.« Aus »Die Tugend« von Albrecht von Haller

130 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon