10.

[232] Des Dichters Leier mögt ihr gern vergleichen

Der Aeols-Harfe, von des Zephyrs Flüstern

Geliebkost, die von sehnsuchtsvollen, weichen

Accorden sich versteigt zu wilden, düstern,

Zu Friedhofsklagen bei dem Gruß des Windes

Und bei dem lautern Murmeln eines Baches. –

Gleich solcher Harfe ist des Sonntagskindes,

Des Dichterlinges Herz ein eitles, schwaches.[232]

Doch Saiten, die mit brausenden Accorden

In wunden Männerherzen wiederklingen,

Die selbst in Wintersstürmen nicht zerspringen,

Sind nicht an Aeols-Harfen stark geworden.

Quelle:
Ludwig Ferdinand Schmid: Dranmor’s Gesammelte Dichtungen, Frauenfeld 41900, S. 232-233.
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