[145] Von Brink. Der Oberst.
VON BRINK den Degen wieder an der Seite. Nun, mein Herr? Nun? – weil Sie doch vorhin nach den Folget fragten: – dem Könige, denk' ich, sollen nur Männer von Ehre dienen. Kennen Sie die Gesetze der Ehre?
DER OBERST die Hand am Degen und entschlossen. Ich kenne sie. Fort!
VON BRINK. Nicht die. Es giebt andre und bessre – Mit der Hand hin und her fahrend. Ich und Sie, so wie wir hier beisammenstehn, sehn uns zu ähnlich. Sie verlassen den Dienst! – Und wenn mich auch die Ehre des Standes, die mir heilig ist, nicht verbände: – Schon, weil Sie der Unglücklichen mehr machen würden; schon, weil durch Männer, wie Sie, des Königs Ehre gekränkt wird –[146] denn, was Sie thun, das fällt auf Ihn; und die Ehre der Könige, wie unser Aller, ruht auf Gerechtigkeit und auf Menschengefühl: – schon darum sag' ich Ihnen: Sie verlassen den Dienst! – Sie haben die Wahl wegen der Art, ob Sie's mit Ehre oder mit Vorwurf wollen? Geben Sie mir den gefangenen Sohn wieder: so soll das Geheimniss in dieser Brust ersterben; niemand bis an meinen letzten Hauch soll's erfahren. Mir liegt an Ihrem Unglücke nicht, und Sie fordern dann Selbst Ihren Abschied. – Überliefern Sie ihn dem Kriegsrecht: – wohl! Auf Ihre Gefahr! Dann giebt's auch für Sie; dann giebt's auch für mich Artikel.
DER OBERST drohend, aber im innern Munde. Gefahr? Gefahr? – Wir wollen sehn, wer sie läuft: ich, oder – –
VON BRINK. Genug! – Ihm nachfolgend, da jener abgeht. Welldorf wird frei, unverzüglich; oder bei Gott! – –