Das Dritte Capitel.
Von dem ordenlichen Kosten oder Diät, welche Grandgoschier mit essen und trincken halten thät.

[54] Vorzeiten in die illa, da treizehenelenbogige reysende oder reissende Risen, Recken, Giganten oder Wiganten waren, unnd Groß Christoffelgmäse Langurionen, Langenlänter, Langdärmige Longherri, LangeSchröter, Langgamba, Blattfuß, Patagonische Pfalkränch, Alzenfidler, Asperian, Pusolt, Strausfüssige Staudenfüß und Schrutthanen, ha, da war nur die sag von Zwerchen Elberich, Rauch Elsen auffwartern, König Laurin, des Herman von Sachssenheim Eckartszwerch, Amadis Nainchen, und solchen Spinnenstubischen Bergmänlin, Elnhohen Kranchshelden, vierspannigen Juden inn Arabischen gebürgen, deren Hercules für flöh zwölff Schilling in ein nackenden busen schob, als sie ihm zwischen den beynen umbgiengen zu grob, und ihm die Hünerstang oder das Daubenstänglin unterstützten, darauff zusitzen, unnd zum Taubenschlag und hinderm Badstubenthürlin auß unnd ein zuplitzen: ja von solchen treckbatzen, Kruckäntlin, Kotäntlin, Muckenscheisserlin, Hafenguckerlin, Schnackenstecherlin, Geyßnopperlin, Wollenzupfferlin, Benckmauserlin, Nancken, Bulcken, Mäußfüßlin, Erdtelberlin, Zaunschlipferlin, Nußbengelin, Reiffspringerlin, Fröschhupfferlin, Kurtgamberle, Hauptleut Gerngroß, Holla wa tregt der Tegen den Man hin, unnd andern dergleichen mißgewächssen, die man an eim Rost erhieng, und hopffen im Bachofen treschen könten, deren neun in einer Spinnwepp behangen möchten, unnd wann sie auff den Meulen oder Pantoffeln herschlappen, diesen vortheil haben, daß sie weder Stümpff noch Mäntel betreppen, sonder den treck über den kopff außschlaudern: von solchen Bachofentrescherlein und Ballenspilerlein inn eim Hellhafen gieng allein damals die sag: Gleich wie heut zu tag, da Treikniehohe leut fallen, unnd hohe hertzen auf eim nidern gerüst, sagt man hingegen von Risen und Haunen, zeigt ihr gebein in den Kirchen, unter den Rahtsheusern, ihre Nimrotische spiß, Stälin Stangen, Goliatische Weberbäum, Starckarterisch Degen, Palladisch Schäfelin, Hörnenseifrige[55] Wurmstecher, Durandal, Rolanden, etc. Welches ein anzeigung gibt heutiger unvollkommenheit, daß die Leut wie erfrorene oder erdörrte Fröschleych, Roßnagel unnd Hauptbrüchel nicht mehr zu rechtzeitiger grösse gelangen.

Was mag aber die ursach sein, daß ihr also wachssen wie ein Nuß inn der Kisten, oder wie ein Rub inn die ründe? On zweiffel diese, daß ihr den Heuwagen nicht genug mistladet, euch am täglichen und nächtlichen Futer zu vil abprechet: schwelgen, schlemmen, temmen das macht starck hälß, deren neun ein Galgen niderzihen. Ihr daurt mich, daß ihr euch also kasteiet, sintemal die Fasten nicht will gedeien: wem spart ihr die trei Badheller? villeicht zu des Pfaffen Opffer, und also per consequens seiner lieben getreuen.

Wißt ihr nicht den schönen Spruch, Trincken wir Wein, so beschert Gott Wein, Je mehr man auff den stock geußt, je mehr er auffscheußt. Wa wer der Bauer von Saltzburg, so ein kleins groß Hänslin worden, wann er nicht sein Muter schier arm an trockengebachenen Dorffsrondelen gefressen hette? Wa wer Hercules gebliben, wann er nicht vor durst offt den Bach, darinn er gefahren, hett wie ein Zungstreckiger Hund außgeleppert? Wa het der Kämpffer Milo ein lebendigen Ochsen auff den achseln getragen, und (zusetzlich zulügen) wie ein Ballen mit der Racketlichen hand bandirt und geschlagen, wann er nit auch ein solchen Stier zu einer stehenden Schneidersuppen het mögen vermagen? wa könten die Pomerische Säu unnd Beckermoren gedulden, daß ihnen die Meuß also spannentieff hinden auß dem Ars speck nagen, ja gar Nester hinein tragen, und Hochzeit darinn halten, wann sie nicht stäts im trog legen?

Also auch ihr (verzicht mir, daß ich euch den Säuen vergleich, sie geben dannoch guten Speck) wie könt ihr gedeuen, wann ihr nicht tapffer keuen, speien und widerkeuen, und gleich werd den Säuen. Aber den Säuen gleich werden ist kein schand, fürnemlich was den Magen antrifft: dieweil doch die Menschen unnd Säu, so viel den innern Leib betrift, einander änlich sind: man sagt doch, ein Jungfrau soll untersich sehen wie ein Sau: Sollen es die zarte Jungfräulin thun, was wöllen wir schönen Gesellen, wie ich und du seind, erst uns schämen?[56]

Derhalben wolt ihr eueren Vorfahren recht nachschlagen, und erweisen was inn aller Edelgestein Großmuter Gemma gemmarum stehet. Est procerum verè, procerum corpus habere. Die grossen Herren, soll auch ein grosser Leib ehren, und ein grosser Arß muß ein grosse Bruch haben: so müßt ihr euch der närrischen weiß und speiß, die ihr täglich brauchet, abthun: Als daß ihr frembder außgedörrter Völcker gefräß, darbei sie selbs nicht gedeien können, auff euern Tisch bestellen: kommen und prangen daher mit vilen kleinen Plättlin und Muckenlädlin, inn deren keim über ein Pfund steckt, von Pfeffer ein lot, von Saffran ein Qintlein, von Reiß ein Pfündlein, von Welschen Disteln oder von Postimelisso verbottenen Artischock, so das Arsschockeln pringen, ein Bündlein, mit zwoen Schüsseln gegen Orient und Occident mit Eulenspieglischem Hanff, rotten Rüblein, Melonen, Pfed, Granat, Citrinat, wurtzgeketzerten Pastetlin, Chelonophagischen Schnecken, Fröschen, Ottern, Tachs, Murmelthier, Eichhörnlin, Biber, Storcken, ohn das hinder loch, darinn der Frösch hinder viertheil unverdäuet ligen, und des gedachten Niderlendischen Edelgesteins schreibers Fungi, Schwammen, Si fuerint fungi dulces, poteris bene fungi, Seind die Schwammen süß so genieß. Imo:


Mandentes fungos, faciunt fungi quoque fungos:

Wer solche ungeschmackte Schwammen frißt

Wird auch zu eim solchen ungeschmackten tölpel gewiß.


Auß mit solchem Schleck (hett schier anders gesagt) wann er schon befürtzt ist: Es solt einer den Magen nicht mit bescheissen. Solt ich nicht lieber ein starcken Quallen mit Knoblauch gespicket darfür essen, wann mir ihn schon ein Kochersperger oder Odenwälder fürstellt. Ich bin schier auch des glaubens, des jener Kabsbaur, der meynet, wann ein Sau federn hett, unnd über ein Zaun könt fliegen, es wird das aller adelichst Federwildprett sein: Gewiß wann einer derselben ein par im leib hett, sie würden ihm den Magen besser erdänen als etlich und zwentzig Sester wolln Röhrspätzlin oder Knopfsterteckens. Wiewol man sagt, Ain Haselhun das fleugt, ain Rech dz da steubt, ain äsch der da schwimmet, sey das best Wildpret, das man find.

Dann an dem außdänen ligt es, merkts wol, daß man fein[57] den Magen allgemach mit ein unnd zuschütten auff die Mül gewöhn sich zuergeben, wie ein par stümpff von geschlachten Bocksfellen? Dann were das Leder breit genug, so dörffts der Schuster nicht inn Zenen umbzihen.

So sind on das der Menschen Mägen darzu geartet, daß sie sich erstrecken, wann man sie nur übet, aber was verroscht nicht, das man laßt verligen: Ich muß wissen (doch dir auff deinen Trüssel) wie der innerst Brütkessel geschaffen ist, besser als Vesalius: dann ich weyß mit was Noht wir etwann dem Bauren von Krafftshofen haben geholffen, der den Magen mit Kuttelfleck und Molcken on Weintrincken also verwüst gehabt, daß wir ihn haben müssen außnemmen, ein Inventari mit Numero darůber machen, und wie ein Pfeffersack umbstilpen, auch mit eim Strohwisch, Kalck und Sand wol reiben unnd fegen, wie die Weiber die Stegen: Aber ein unglück hat darzu geschlagen, daß wie wir ihn zutrucknen an den Zaun gehenckt, ein Elementsloser Rab ihn hat herab gezuckt und verschluckt? Was solten wir damals thun? wir thaten wie erfarene Leut, die aller Megen gelegenheit erkannten, und wol wußten daß der Saumagen dem Menschlichen sehr ehnlich, fügten unnd setzten ihm flugs den Saumagen für seinen Baursmagen ein: Ist auch darmit auff und darvon, und soll noch kommen, daß er seinen andern hol.

Es heißt experto crede Lugmerdo, derhalben wagets nur sicher darauff, schicket euere Wolffsmegen nur weydlich auff die Rackbanck, sie seind spitzhirtzich zeh, schlagen nicht durch wie ungeleimt Lotringisch Papir, sind etwas stercker als das Pergamen inn den alten Meßbüchern: thenets nur dapffer, schüttet dapffer auff, schüttelt den Sack, so steht er strack, stopfft und schopfft, plotzt unnd klopfft, nemt die Ballenhöltzer, die Wollsackstangen, die Wind Bengel, unnd was zu außthänung helffen mag: ein Schiff wol geladen, erleidet vor dem Wind mindern schaden. Unnd wa es schon nit wer, so beweißt doch Aristoteles, daß der Mensch nach eingeladenem tranck und speiß, eben das gewicht behalt, so er zuvor nüchtern hatte: Das erfehrt man ja täglich, wie man voller weis so leichtfertig den hals abfellt.

Wann ihr disem rhat folgt, so werd ihr sehen, daß ihr schöne auffgeschissene grosse Buben solt werden, die auff[58] eim Treifuß inn Hafen gucken können: unnd werdet also euer Ururäne Gurgelstrozza, Gargantzsus, und Durstpanthel fein Modelmessig außtrucken, erstatten, ersetzen, exprimiren unnd representiren, daß ihr, so bald ihr auß der schalen schlieffet, werd nit wissen, wie ihr euch breit genug machen sollet, unnd kein Teufel gleich mit euch wird naher kommen können: Hüt euch ihr Teuffel, wie vor S: Leons Hauptpolster, sie dörfften euch sonst mit dem Wein hinein sauffen.

Dann wie gedachter Arles meldet proble. 3. sect. 4. De arte & aqua, unnd Plutarch von der Kinderzucht, so soll nicht ein kleins zu schöner Kinderzielung vortragen, wann die Eltern rechter ordenlicher Speiß und Tranck gebrauchen. Wie ihr dann dessen ein stattlich Exempel an unsers Gurgelstroßlingers Vatter Gurgelgroßlinger werdet vernemmen, der darumb solche vierschrötige, ja sibenschrötige Plotzwedel, Balckenhotzler, Secktrager, Trollen, Knollen, stollen und Babilonische Thurnbauer hat verlassen, dieweil er sich nach bestimbter Regel, oder die Regel nach ihm wüßt zumassen.

Dann ihr solt diß wissen, daß unser hochgedachter und hochgeachter Grandgurgler bei seiner lebzeit ein mächtig Seelos gut gesell gewesen ist, und ein zimlicher Rollart und Ramler, dem man warlich die Geyssen hat auß dem weg führen müssen: unnd war sein lust sauber außzutrincken: het einen lieber umb hundert Gulden beschissen, als im trunck: es war auch seiner Meisterstuck und siben freier Kunst eine, sauber rein arbeyt im Becher zumachen, wiewol er kein Goldschmid war, dann sein Reimen war, Wer etwas im glaß überlast, dem Teuffel ein Opffer laßt: darumb mußt er täglich nach der Weinvisirer Tabulatur viermal weyselen treubelen und beibelen. Nach demselben theilet er auch inn seim Land die tagstunden, wie Julius Cesar auß.

Doch pflegt er auch der gesundheit, tranck nit ungefüttert, sonder versah sich zuvor mit den scalis vini, die zu dem untertrunck mundten: fürnemlich aß er gern die Weinzihende Fisch, auch on ein Zürichischen Kalender, es wer im Wolff oder Schafmonat: verursacht derhalben offt ein grosse theurung darein, wie die Schweitzer ins holtz, wann sie gen Paris kommen, oder die Schnitter inn den Nörnbergischer Platsch,[59] Pritschen und Bierlackel, wann sie zur Erndschnitt dadurch zihen: inn massen solches, nach dem Lebwein im buch De Necessitate lupanarium die Fastenstifter wol erachten können.

Angesehen daß er der Stör, Mörthunnen und Hausen etlich Legion auff einen schnitt nam, wie der Baur die Bambele, Mülling und Grundeln, da er sie für Welsch kraut aß. Acht sich derhalben nicht der Scheinmal, da man nicht die Hand füllen kan. Als der Spanier ayantar de gorrion, da auch die Fliegen dabei müssen hungers sterben, wann sie trei gebrüt Mandeln inn dem einen Pletlin, zwen eingemacht Tattelkern in der andern, ein verpomerantzten Pfannenstiel, und Pfifferling in dem dritten aufftragen, und alsdann auß Nußschalen trincken. Solche gesellen wolt ich zu dem Bodin in Franckreich verschicken, der wird sie fressen lehren: oder nur gen Mittelburg inn Seeland, da sie Oelkuchen fressen lehrnten, aber wegen unschmacksamkeit es bald auffgaben.

Vil weniger acht er den Cynischen Hundsschlamp, das ist, ein Malzeit ohn Wein: unnd das Schwebisch Suppenmal, da man trei Suppen auf einander gibt, dann Offa nocet fanti, nec prodest esurienti. Suppen machen schnuppen, unnd füllt dem Bauren nicht die Juppen: Wiewol es den Schwatzschwaifige Schwaben nur die Zung desto mehr wäscht. Noch ein Polnisch Wiezerza, dann hoffieren sie schon nicht gar ins Gesäß, so sind doch ihre Koppen und Fürtz von Gewürtz Krisamssaur räß: dann sie schütten mehr gewürtz überm Herd ab, dann man in dem gantzen Zwibelland braucht. Kölner Peperkornisch Pepermal von der Pepermül, die auch den Imber peperen, dann Copia cui piperis, hic vescitur ipse polentis, welcher hat vil Pfefferruß, der pfeffert auch darmit dz Muß: O wie erkaltet Meuler sind Westfeling Meuler, welche die Bonen essen, und sie mit Peper unnd Magsamen bestreien, darumb haben sie allzeit das hinderthürlin offen, und ein erfrorenen Eyerstock, und schlaffen wie die Ratzen.

An des Saturns ars, das ist, den Hessischen Schneiderspeck rib er sich auch nicht: unnd ließ den alten Käsfressern ihr weiß, ein tag nur einmal zuessen unnd sich zufüllen: wiewol ers auch kont, mit der Sonnen auffgang die Kandel auffheben, und mit dem nidergang nidersetzen. Jedoch gefül ihm vil besser die Edelsessische weiß de virtute in virtutem, von eim[60] schlamp zu dem andern, ein tag fünff mal gezehrt unnd außgelehrt. Dann Aristotel von natürlichen Gweschionen schließt, daß die viel mürrischer sein, die nur einmal essen, als die zweymal: Und ich glaubs warlich, dann manche Frau empfind es wol daheym.

Auch war er gern bei seines gleichen, da er sich regen mocht, da ihm das Schwerdt nicht über dem Damoclischen Kopff hieng, und das Hütlein beschmutzet, unnd den Bart verliert, komm Bauer, mach mir die Supp sauer, inn expensis, Baur zahl den Kosten, wie viel hast Gersten getrescht? Issest auch Feigen? O weh, da kopirt man bald auff, was pro widerpart auß der Kannen fellt, da heyßt es, Der mit mir in die Schüssel greifft, hic est, welcher treyfft, etc. Unnd ipsi observabant eum, ut caperent, etc. Item accessit Tentator, etc. O wie heylige Kirschenstiel, die sie eim inn Bart werffen. Settigen eynen mit Worten, wie jener Goldschmid seine Gäste mit beschauung Salomons Staffel auff dem Credentz Tisch. Der Herr nemm Wasser, Der Herr netz sich, Der Herr setz sich, Der Herr ruck hinauff, der Herr sey gedeckt, der Herr greiffs an, der Salat wird kalt. Ach der Herr sitzt unproperlich, Ey daß man ihm das groß Küssen bring, so sitzt er höher. Alsdann muß die Antipha im anderen Chor antworten, Ach der Herr sey unbemühet: der Herr ist zu vil angsthafft: der Herr machts nur zu viel. Dann darumb grüsset man Bona dies, daß der ander antworte semper quies: Und růfft Dominus Strildriotus, Transeat vestra dignitas, daß die Magisnostrisch Echo widerhall Transite melius venerabilis Andræas: Darumb singt der Ut ist la, daß der Sol ist antwort va: darumb hotzelt der ein hernider, daß der ander auff hotzel wider: Der ein steht auff, Ich will dem Herrn ein dienstlichs Trüncklein bringen, so knapt der ander hinwider, des Herrn Diener, ich wills vom Herrn dienstlich warten sein. Darumb reuspert sich der Herr auff der Gassen, dz man an die schlapp greiff, und weich auß der strassen: Macht dem Herren platz, Ach (wie heuchlerisch geantwort) Gott ist ein Herr. Wo hat der Jungherr sein Pferd stehen? ho, kein Guncker, ein armer Stallbroer, mein Jung ritts gester voran: Darumb lecket der ein die finger immerzu, daß der ander binden außschlag unnd zisch mit dem Schuch: darumb wisch ich die Naß, das Jungherr[61] Hochtrapp ans Hütlein stoß. Ich gribel inn der Nasen, so reib du das Aug. Kurtzumb wäsch du mich, so wesch ich dich, so sind wir beyde schöne Buben.

Er vermocht sich nicht des Bellischierens und Kappenruckens, wer dem andern zu erst die Hend unter dz Hänlin stoß, die Handzwehl halt, mit dem Hartzkäpplin hinder den Tisch zih, den ersten Löffel steck inn die Hünerbrü, sich mit Wurstanatomieren bemühe: wie den Kindern fürschneid unnd fürleg, das höltzen gebreng mit Tellern trib. Er hielt was die Gelerten lehren, Dum convivaris, hüt dich, ne multa loquaris, noch viel moraris: Wer über Tisch vil schwetzen will, der wird gewiß nicht fressen vil: Wer stets will brangen, ist ihm bald ein guter bissen entgangen. Im Rhat sey ein Schwetzer, im Bett ein Pfetzer, über dem Tisch ein Ketzer: zu der arbeit sey kretzig, zum fressen auffsetzig: im schwetzen sey ein hetz, im fressen Bel der Götz.

Er kont nicht mit den gemodelten, Labirintischen Servieten und fatziolen umbgahn: kont nicht den Küchleinthurn unzerrürt abnemmen, sein finger waren zu tölpisch stumpff darzu. Die wahl that ihm weh, wann man ihm viel Senffschüsselein unnd Capresplettlin zu den vier Eckwinden setzet. Der Spiler Abendzehren oder untertrunck, sagt er schmack eben, als wann einer im Schlaff schmatzt.

Gleichwol hetten die Spitzmeulige Weberzechlin auch kein Stul inn seim Magen, dann er war gern da man mit grossen Löffeln auffgiesset: den Butter ins feuer schüttet, wanns nit brennen will: was soll man Brot zu Brot brocken, mit viel Häberen, hechten, Gsathaber, Graupen und Heidelbrei den Magen verwollstopffen: spick Galle meine ist feißt: pfui der Schneiderfisch zwischen den fingern, und kaltseichigen Biersuppen. Solche ermagerte Spitzmeuß werden durch solch Strupisch Segspänenessen mit der weil dahin gebracht, daß sie dem Pitagora zu leyd auch dem leben nicht verschonen, fressen wie die Moren und Sanct Johan inn der Wüsten die Spanische Heuschrecken, wider Mosis gesatz: Wie es dann kundbar von jenem Algeuer, der auff dem Kirschenbaum Kefer für Kriechen aß: sie hoissen ja Kroichen, sie kroichen wider auher. Solche kunden dörfften die alt weiß wider anfangen und mit den Iberis Eicheln essen: Was Eicheln? lehr[62] michs nur keiner, ehe ich wolt hungers sterben, ich äß ehe, wie jene Gnad Frau, Käß und Brot: Es ist genug daß einer die Säu ißt, solt einer erst ihr Speiß darzu geniessen, wird einer wol gar zur Sau: Inn betrachtung das Cardanus schreibet, die Teutschen seien darumb solche Ochssen und Kälber, weil sie viel Milch essen: So wird er gewiß Treck gesogen haben, weil er so ein wüst Maul hat. Aber Camerarius gefallt uns, der probiert, daß die Spartanischen Weiber ihre Kinder nicht allein schöns Leibs halben im Wein haben gebadet (gleich wie sie die Alten Teutschen auf eim Schilt im Eiß badeten, unnd die Hollender ihre Kinder noch mit Butter schmieren) sondern auch das Gemüt dardurch zuscherpffen. Daher die Teutschen Hebammen noch recht thun, daß sie den Kindern die Zung mit Wein lösen, und hernach allzeit die billerlein mit Wein steiffen, dann diß macht, daß sie beim Wein so beredt sein.

Ferner von der Regula Bursalis, excipiert er omni, tempore malis. Er konnt nicht im flug die dick rauch coquinaz also ungereuspert durch seinen halstrechter inn Kessel lauffen lassen, fürnemlich da man getreng tabuliert, als wann man auff der Spirer Roll rotuliert.

Die Hofmäler an der Heren Höfen ließ er den Haberlachenden Pferden, die ihn wol hören schwingen, aber nicht sehen bringen, dann was ist da wolfeilers, als Spulwasserige Hofsuppen, und den blunder geschwind postweiß mit Stifelgespickten taschenlöffeln einwerffen, Ja, daß man eim den Bettel dazu bald vergont: Ich weiß wol, daß wann Aeneas Sylvius solt aufferstehn, er kem warlich wol fressens halben nit gehn Hof, eben so wenig als gen Rom, in massen er sich gantz jämerlich in seinen Miseriis Curialium beklagt, dann an einem ort tregt man wüst gifft auff, am andern geschmuckt gifft, unnd an beiden tödtlich gifft, und unterscheidets nichts, dann daß ains länger wert dann das ander. Es will ihm nit schmacken auß den schwartzen schmutzigen Hofbechern zutrincken, welche die Hofleut bißweilen für pißkacheln prauchen: Noch das Weichwasser zu Hof, da man allzeit inn die Weingeschirr, wie in die Weihstein das Weihwasser schütt, und nicht drauff acht gibt, was am boden ligt: Item die schmutzigen Hofermel unnd kleberig brust an statt der Tischtüchlein:[63] Noch daß man alda bald ainem das kleid betreifft und beschütt, und sich doch nicht darff mercken lassen, daß es einen verdreußt: Ist daß nit ein Ilias und Aeneas von Cardinatischen plagen? Neyn ich hab nicht Hans Streidels Stein unter der Zungen, daß ich blasen kan und schreien.

Deßgleichen des Hofs schatten, nebenregenbogen unnd Teuffelskappell, der Jarkuchen oder Scharrkuchen Sudelei, verflucht er wie die Bauren den Büttel: Dann trei rauchige, Spaltenverkleibte, Daumensdickwüste höltzene Kar, was resonantz geben die? Item trei unnd treißig Regument magerer schmeissiger Mucken, Schnacken, Prämen, was für streifenblündern, speißfreibeuterei, vergifftung, suppenschädigung, unnd Birnerlegung können die vorhaben?

Item des Garkuchners vier rotzklitzige, grindschupige, reudige, beschissene, beseichte, molckentremlige Hurenkinder, was lusts können die eim geben? wann das ein neben den Tisch pflatteret, das ander darunter die beyn abwässerlet, das dritt bei den Herd hoffiert, das viert mit Hunden unnd Katzen auß den Schüsseln frißt, unnd alle Kar mit dem spiegeligen ermel außspilet, auch das Sudelweib das ein strelt, wischt und wescht, dem andern schreiling mit Muß wie den Rappen das Maul stopfft und mest. O weh es beißt mich, wann ich ein anderen jucken sihe: derhalben hat Eulenspiegel nicht unrecht gehabt, daß er ungern einkehrt ist da Kinder waren: Dann, sagt er, sie haben tachtropfige Nasen, helle stimmen, verguldete löcher und glitzende ermel, unnd vor der Kinder nötlichkeit, vergeß man eins Gasts allzeit.

Demnach beseh einer den kleberigen, schmotzigen, klotzigen Sudelkoch unnd Kuchenlumpen, Unnd sein holdseligs Ehegemahl die naßtrieffige, überkupfferte, pfitzige, Säupfinnige, Pleuelwäschige, bachschnadrige, pfudelnasse, Sacksteubige, Sackwirdige, unnd (daß ich mich nicht verredt) Schneckkrichige, belzpletzige alte kupplern, Pfaffenkrauerin, Teuffelsfängerin, unnd Gabelreuterin.

Ja die zwen Diebische, tuckelmeusige, eckschilige, banckraumige, ruckenfegige, Ohrenschlitzige, Galeenpeitschige, Brandnarbige, Winckelglurige (die solch liebäugeln am pranger gelehrnt haben) naschige, sackbloderige, seckelschneidige Galgenschwengel, Halbhößler, Galgenaß, Rabenfuter, zu[64] bestalten Kuchenboßlern. Folgends trei lausige, schläfferige, flöhbeissige, Hundsflöhige, Düttenwelcke, mistfaule, füßschleiffige, Zwibelstinckende Harigel, Blaßbelg, Hurenbelg, Schleppseck, Zwibelseck zu schönen Bratenwenderin, Kuchenrätzen, Rauchmeusen und Rußleusen.

Ach was für senffigen lust und Mörrettigen Appetit solten wolgedachte saubere Kuchenmuster einem zufressen unnd zuscheissen bringen? was für herrliche Muckenfüll, Laußzucker und Flörosinlen solt es da geben? O auß für tausent Teuffel auff die Schelmenschlut mit solchem ungebaliertem, ungehöfeltem, Henckermässigem, Radbrüchigem, Rauchhimmeligem, und nichtigem Gesind. Sie solten dem Teuffel darunder inn der Höllen zu Kuchen dienen, unnd des Teuffels Muter zu gast haben. Geschweig auff Reichstagen unnd Hoflägern unsere Sammethütige, Seidenkappige, Goldrappirige, Gelbringige, befederte, hochtrappende, Elenbogensperrige, sauerblickende, beknechtete, Mauleselige, Fotzenbehelmte Hoffrätzlin, unnd Hagjünckerlin. Ja geschweig unser Katzenreines, Seidenspinniges Kölblin Großwustier, der warlich seiner Muter nicht an den fersen gewachssen ist, daß man ihm also die höllenküchlein verbitterte. Hört aber nun dargegen, was unserm Grosgoschier für sein Stomachitet und Magerei war gelegen, so werd ihr sehen, daß ihm sein Maul nicht war mit Leder besetzt, noch sein Magen mit Geisblasen gebletzt. Derhalben on lenger Senffmalen, so hört, wamit er sich ergetzt.

Quelle:
Johann Fischart: Geschichtklitterung (Gargantua). Düsseldorf 1963, S. 54-65.
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