Das Fünfft Capitel.
Mit was wichtigem bedencken unser Held Grandgauchier zu der Ehe hab gegriffen, und sich nicht vergriffen.

[84] Wie ist ihm dann nun gedachte füterung bekommen? wann ich mein Maul nicht zur Taschen mach, so muß ich nichts anders sagen, als wie es die Welschen außsprechen, voll voll, für wol wol. Was heißt aber wol, wo nicht bei eim vollen Faß, auch staht ein schönes Glaß, bei nötlichkeit ein zierlichkeit, das ist, bei eim wolgesetzten Müllersackstracken Mann von leib, auch ein Ranbigend, Tieffundament gewelbig, wol gegossen, Grabtieffgesencktes Weib: Dann wie kan man sich fräuen, da sich das Kitzelfro Thier nicht regt, welches den namen vom fräuen trägt? wie solt es stehn, wann der Adam an der Müntz zu Worms allein solt schlagen, und kein mitschlagende Evam haben?

Derhalben unnd dieweil er mercket, daß die Strofitel Venus zu einem widerschein gern stünde an der Sackpfeiffen Bauchus, unnd neben der Bauchfuderigen Zeres: so sahe er ihm umb ein bezöpfftes Außstracktieff und beginenpflaster umb, zu beförderung der inneren Nierendäuung pro Knibus,[84] und stillung des auffrhůrigen geschwollenen Welschhanenhalß, und auffgelauffener rotblauen Schlangenkäl, welchs er klafftern lang im schweiß seins angesichts warm überlegen mußt.

Ließ sich auch an der einigen Fidel benügen, dieweil er auch nur einen Fidelbogen hat, dann was sollen zusamen vilerley Safft? eins nimpt dem andern die krafft, die Adlersfedern verzehren die Taubenfettich, so warff ja den roten unnd weissen jener voll Zapff zum Laden auß, doch den Straßburgischen Botten ungemeynt: So heißts ja auch, wa sich uneinigkeit straußt, da wird zu eng das Hauß, unnd ziehet der stärckst dem schwächern den Harnisch auß.

Hielts derhalben gar nicht mit den göle, gule, gaule, geylen, Zungstreckenden Hundsbrautläuffern, Käßhirnwürmmürben, Außquinkessentzgemergelten Kucurbitirern, beulengeschwollenen Rähgerittenen Bockenreutern: Rotznaßglitzenden, Dürrbackenschmutzigen, Beingrattelen Elenbogenhinckern: Bleichgeschmirbeten, Mottengefressenen, wurmstichigen, dolchgestümmelten, Müntzbeschnittenen Bruchbindern und lätzfüterern: Blaterbletzigen, außsetzigen, weißschupigen, im Holtzsequester ligenden und erfaulenden Jobsmärtlern, Lazarus Spenglern, und Holtz Junckern von Caiaco: Blintzlenden, Glaßzitterigen, Kruckenstupffigen, stimmmaunzenden, Sinnstumpffen, Marckersäugerten, Ruckengrimmigen, Ohrensausigen Kopffschüttelern, die verglasurte Bleienfarbe gesicht haben, lere gedechtnuß unnd lere Seckel: In summa, er sagt gar ab, disen Stinckböcken, siechtägigen Schmotzenschmeckeren, Hindenleckeren, Hosenschmierern, Strümpffüteren, Wadenstecken, Parpelschwitzern, Bockenholtzsauffern, neunmal Frantzösigen Rittern, Eselsmessigen Dorffarren unnd andern verminnten Ochssen, die inn alle Krebslöcher ihre Nasen stecken wöllen, unnd das Pönitere theur kauffen. O wie fein haltet Hippocrates den Coitum oder geheitum für ein art vom fallenden siechtag, da man mit dem Kopff thut, als wer man mit dem Arß unsinnig.

Nein, Nein, diß war seins glaubens gar nicht, er fieng kein Troianischen farrenwütigen Hellenkrieg drumb an, mault mit keim Agamemnon umb das Brisachelslein, stürtzt sich in kein Kurtzenloch drumb, war kein Pausanischer, Scedasischer,[85] Carrarischer, Barhüserischer, Levitischer und Dirschereitischer Freimüllerischer Meidlinmetziger: ward kein Mundischer Isenpfaff drumb, daß er ins elend einer nacht halben komm: Er war kein Bryas, daß ihm die Braut im schlaff die augen außriß: man dorfft ihn nicht drumb auff Macrinisch inn ein Ochsen vernehen, noch Sicilische Vesper mit ihm spilen: Temoclia dorfft ihm keinen Schatz im Bronnen zeigen: man gesegnets ihm nit wie dem Salust mit Peitschen oder dem Schweitzerischen Amptmann mit der Achßt im Bad, und dem Domherren mit dem Strigel: Er stürtzt kein Bischofflichen halß darumb im Keller ab: zünd nicht der Herrengurr Tais zu lieb Xerxis Königlichen Palast an: er acht nicht der Flora Erb: man dorfft ihm nicht wie den Affen die Stifel halb außziehen, und darnach fliehen: die Päpstmuter Marozia dorfft ihn mit keim küssen ersticken: pfälet kein Frau durch die täschen, wie der Hunnisch König Cacan zu Forliff des Lombardischen Königs Gisulffs Frau, die er, nach dem sie ihm die Statt und ihr ehr verahten gehabt, wie gehört, mit eim unadamischen spieß und flocken hat gespisset und verkeihelt. Es dorfften ihn Königs Gisulffs Töchter mit ihrem Milchmarckt nit betriegen, und faul stinckend fleisch unter das Nackmentelein zwischen die Brüst verstecken, auff daß vor scheutzlichem gestanck niemand mit ihnen schertzte: Daher die Ungarn meinten, daß alle Lombardische weiber also stincken, und liessen derhalb den Kitzel in die Hosen sincken.

Vergaß sich nicht wie Hercul in der Spinstuben, wie dz Ulenweiß Weißheitmuster im Circenberg, der Treu Eckart, Dannheuser unnd Sachsenheimer in Venusberg, König Mitridat im Mörland Ponto, Hannibal in Capua, Juli unnd Antoni inn Egipten. Insumma er ließ nie kein Nieren, noch anders, wie das Hündlein von Bretta dahinden, von frembdes genäsch wegen: dann sein ehr war ihm lieber, wie der Jungfrauen, die band die Aer an ein Seidenen faden beim Küschwantz am Hurendantz.

Verspeiet derhalben die Corinthische hohe Zatzenstifft, Solonisch Wolffshülen, Hellegablische Bordäl, Sixtische Mummenheuser, Bußklöster, halbe Thächer, Rosenauische, Schweinauische, Oberhausische Fischerfeld, Metziger Auen, auff dem Röberg: Neuhauserwäldlin, Neupeterswäldlin:[86] Leipsische Kniehöltzlin: die Widertäufferisch Liechtmeicherei, die pecora campi, die das Graß mit dem Geseß abmeyen, unnd den Leuten vor dem gesicht mit ihrem Aretinischen Welschen Passion umbgehn: dann die Kinder trüncken offt nicht, wann sie nicht den Wasserkessel vor ihnen sehen: unnd was bringen sie darvon, als erlamete Wolffsweychen, und das blau unnd grün im Rucken, welchs sie darnach mit wilden Katzenbeltzen wöllen vertrucken: unnd wann sie die frische junggefiderte pfeil verschossen haben, darnach bei den jungen Frauen wie ein verschnittener seufftzen ligen, und unbesoldete Factoren unnd Substituten kriegen, es besolde sie dann die Frau.

Pfuy auß, beids mit den Milchpfennigen Barrenmerrern, und Gartleuffigen, Stallnaschigen, bodenhartbretkerbigen Bockenbrecken, Ovidischen Neunreutigen Zirene, Hurenmuter Arsbasia, Hurenreimerin Zapffo, Huren Procuratorin Lenont: süßeinschwetzige Zomproni, Hurentreue Lewin, augenschädliche Sinoppe, Hellwert Quadratari, Landhur Rudope mit dem Kunckelturn, Hengstbrünstige Schamiramis, Farrengebrüte Baszipfae, Hundsgebrüte Minerva, Geile Gulia, Populea, Klepatra: Gallische unnd Arterische todgeminnte, fünff und zwentzig reutige Mezalin, Procolische zehenspeniger, Herculische fünfftzighuderer, Indische sibentzigmögige, Machometische viertzigmansame, Gregorii des 7. S. Mechtild, Neapolitanische Janna, Frantzösische Valentina, Bellagnes, Stampiana, unkaste Chastegnereych, Katzenreyne Brandenkäterlin, Drottin und Roßliebe.

O wie ein gute Pitagorische, Druidische, Caballisti, Minemonische unnd Lullische gedechtnuß für solchen Huren und Bubentroß. Es nimpt mich selber wunder, wie ich den Hurendantz weiß also zuerzelen, gleich wie Simonides die verfallen Zech: und Petrarch den triumpff Damore: ich bin gar der Memori über das Faß kommen: derhalben haltet in ehren solchen Xerxischen kopff, der alle seine Kriegsleut im gantzen Hör von 100000 wußt mit ihren besondern namen zunennen: Ja wers glaubt, ich denck wann er einen schon Cläuslin geheissen hat, unnd Peternel hieß, so hat er doch Cläuslin müssen heissen, dann bei diesen Herrn gilt der Hofmennisch Reimen, Ich laß Ruben Bieren sein.[87]

Nun wolan, so wißt ihr nun, daß er nichts hielt auff die Heimdückische, gestolene, Nachtdiebische Kitzelfreud, da sich einer inn Dachmarter und gespenst verstellen muß, ja wie Jupiter inn Ochssen, Drachen, Schwanen, Kefer, Wider, Mörschwein, Widhopffen, und Gold verwandeln, und wie Ovidius in ein Floh sich wünschen. Dann es gibt gestolene Kind, Liffkindecken, eilwerck, ungeheure Krippel, Spanische Hechizos, unzeitling, ehezeitig geburt, unzeitig erstickt Obs, Hebammenpfetz, Stieffvattersüpplin, Henckergriff, Liebtränck, ja Lebenertrenck, Blind Hebammenholen, tollsüff, Brustschwindung, Kindverschnirung, leibpfrengung, auffgeschürtzt enggürtel, Profeibegrebnuß, weirwigen, Fischspeiß, fündling, außwirffling, Bauchbinderin, Sevenbäum, Ruckenschmär, Pfulwenbäuch, und ehrgrindig Vertugallen röck, darunder man den aufflauffenden Deig inn der Multer kan verbergen. Er hielt das Bachikantverßlin gar Zehengebottisch. Est magnum crimen, corrumpere virginis himen.


Der ein Jungfrau darff schwechen

Darff auch inn ein Capell brechen.


Noch viel minder kont er verdäuen des Platons Lacedemonisch Gartenbrüderisch Weibergemeynschafft, wiewol es inn den Decreten cap: dilectissimis, causa 12 q. I gebillicht wird, weil unter guten Freunden all ding soll gemeyn sein, wie der Lufft unnd der Sonnenschein. Noch die Lesbische Laudische Klingenbalierer unnd Wadelsauger, Buberonen, wie sehr es der Maleventisch Bischof de la Casa Sodomæ rhümet: noch alle Kysolacken, Pfitzidisser, Cotitto, Fellrumer, die die Jungen durchs Maul wie die Wisel werffen solten, Lidische Mittaggeyle Stielmelcker, Geyßhirten inn der Sonnen, Siphniasserische Pfostenhalter und Cibeles Orden. Noch das unmenschliche, Stallstinckige Stafermo schöne Frau Geyßbergerin.

Sonder (damit ich ein mal abtruck) er schicket sich nach ordnung der natur zu einer ordenlichen Ehrennehrlichen, Nachbaurlichen, gesindfolgigen, gemeynnutzlichen, handlichen und wonhaftlichen Haußhaltung und eygenherd. Dann seins Vatters Hofmeister Silenus ihne mehr dann einmal hat berichtet, daß nichts auff Erden einer Alleinbeherschung und Monarchi oder Manherschi (welche man dann für die beste[88] Regimentsbestellung außgibt) gleichähnlicher nachömet, und sich Königlicheres ansehens erweiset, auch mehr nach weiß der gemeynartung schicket, als die häußliche Herrschafft, und Herrschafftliche Häuslichkeit.

Dann inn derselbigen erkennt der Haußfürst seines Tachtropffes Reichsgrentzen, darauß ihne niemand ziehet, l. nemo. ff. de Reg: iur, seins Ackerlands Marggraffschafft, seins Feldes järliche eintrag, Zöll und gefell, seines Schatzkastens erweiterung unnd mehrung, seinen zweyzöpffigen Tresorirer und Kuchenmeister, seine Kindercredentzer, seiner Kastenbeytzung unverfangenheit, seine feindliche straufende Rotten und freybeuterei der Spatzen, seiner gibel befestet anstöß, seins Rauchloches, Lichtes und Lufftes bekömlichkeit, seine Cloacische heimliche Schußlöcher, seines bodens Freyheit, seines Underthanen Gesindes gewerb, Gesatz und gepreuch, seiner Höfischen Ehehalten Reißtäg, seiner Kinder Schalcksnarrenkurtzweil, kurtzweilige rhät unnd Affenbossierlichkeit, deßgleichen derselbigen Kinderpapagei tägliche unnd nächtliche Lautgestimpte Kammergeigung, Tischhofirung unnd Capellemeysterei, sein Hund und Katzenschmeychler, sein Mäuß und Fligenschmarrotzer, seines hohes unnd nideres Haußwildes oder Vihes sicheren ein unnd außzug, seiner Dauben und Bienen freyen ab und anzug, seiner Pferd Ackerpostlauff, sein Spitalfresig Almusenreichung, seiner Nachbauren frid und bündnuß, sein Holtzmarckatisch Waldholtz unnd Kuchenspeiß, seinen Fischmärckischen Geltnetzechten freyen Fischfang, sein Schlaffkemmerliche Wehr und Waffen und Zeughauß, seine Kammerzünfft und Hofstuben: seiner Hofkleidung, auch Hauß unnd Hofhaltung kosten unnd unkosten: Er hat an seim Weib, Kind und gesind, genug Mörräuber unnd Schnaphanen im Seckel und in der Täschen.

Diese und andere meh Haußnötige stück, so sie dem Haußkönig gründlich zuerwigen fürkommen, spüret er alsbald seine unvermöglichkeit, daß er, wa er nicht von Land und Leuten raumig und schachmat werden will, notwendig dem hundertäugigen Argo ein Fünff dutzend Fenster auff gute rechnung abborgen, und mit dem Mercurio ein anstand treffen müste. Derwegen denselben genug man zu sein, vergleichet unnd einiget er sich mit eyner ihm anmütigen Gehülfin:[89] Welche er darauff umb meher erleuchterung inn ebenmässige vollmacht, das seine zuverwalten unnd zugebrauchen, mit ihm als ein gemeynerin unzertrenlich einlasset, und zu einem Tisch unnd Bettgeheimesten rhat erwölet: ja gleichsam in ebenwürdigen Thron für ein Haußkönigin auffnimmet und neben ihm einsetzet. Welche freykürliche, ehrenbilliche unnd Haußsteurliche gemeynschafft, so sie ins werck gerichtet, als bald vor Gott unnd der Welt, als ein notwendige Lebensfrist, unnd Menschlichem geschlecht unvermeydliche auffenthaltung wird gerechenet und gestattet: Auch solcher contract, verlob, Handschlag und verbündnüß, von der ewigen treuleistung, die sie einander in krafft natürlicher zuneygung, zugelassener Beilag unnd Ehkoppel, nottringliches beistands unnd freiwilliger zusag schuldig, ein rechtmeßige Eh, die Contrahenten und verlobte aber Ewige Ehleut, unnd eins leibs genosse geachtet, bestimmet und gepreiset.

Welcher sehr geheymnüßreicher nam nicht schlechtachtsam ist auff und anzunemmen, inn betrachtung, daß er auch nach beider Ehgatten tödlichem abstand noch nit verschwindet: sonder auch im ewigen Paradiß (da sie einander wider kennen und wie keusche Geystlich: Engelshertzen sich beisamen freuen) beharrhafft, so viel den namen betrifft, bestehet.

Hierumb so allein der Ehnam also ehrlich inn die ewigkeyt (da sich doch sein würckung nicht mehr ereyget) erhaben wird: Wie viel mehr gebüret uns, die wir sein krafft und steur in unseren baufalligen Pilgerhütlin vorständig empfinden, denselbigen nicht allein werd zuhalten, sonder auch seiner eygenschafft nachzusetzen.

Sintemal solcher noch mehr süssere Namen mit ihren auff dem rucken pringet, also daß man einander mit den allerholdseligsten Namen, des Vatters, der Muter, der Brüder, der geschwister benennet, ruffet und gemeynet: darauß abzunemmen, daß wa sie inn ein abgang geraten, bald alle Schwerd und Spilmagen, all Sipschafften, verwandschafften, Vetterschafften, Baßschafften, Oehemschafften, Mumschafften, Nef und Nichtschafften, Kindschafften, Gevatterschafften, Holdschafften müßten wie die glider des leibs, da sie dem bauch nicht dienen wolten, abgehn und fallen: ja die[90] gantze Welt zu grund sincken, unnd inn ihrer Muter Leib das Chaos, den Kochhafen und Bachofen tretten: Inn betrachtung daß dieselbige von solchen verfreundungen und gemeynschafften allein also gemehret, bewonet und geziert auffkommet: Seit einmal der Mensch sonderlich zu eim geselligen, leutseligen, selhafften lebwesen ist geschaffen: Unnd also, anhengig zuschliessen, auch zu der ehlichen Haußhaltung naturneigig geordenet: Dann durch zusamenwachsung, unnd vernachbaurung einer gantzen Freundschafft wird ein gaß besetzt, auß vielen gassen ein Flecken, auß eim Flecken ein Statt, auß Stätten ein Land: auß Landen ein Königreich und Keyserthumb, auß Keyserthummen die Welt, auß der Welt das Paradiß.

Dannenher man wol von der Vermälung, Wie Tullius von der Freundtschafft gleichnußweiß sprechen mag, daß welche dieselbige abzuschaffen vorhabens, sich einer unersinnigen that, nemlich die Sonn auß dem Weltkreiß hinzureissen unterstehn. Dann wie könte on Ehliche saat das Land erbauet, die Stätt besetzet, die Dörfer bewohnet, die Gemeynden versehen, die Haußpfleg verweset, die Geschlecht außgepreytet, unnd entlich Gottes befehl, die Welt zumehren, vollzogen werden, oder auch die genadgesalbte Kirch (darauß Gott Colonias (doch nicht von Cölln noch von Käl) Burgerstifft und bewoner, als geimpffte versetzling unnd schößling außsetzet und zihet) allhie bestand haben? welchem zu nutz würde die Sonn scheinen, die Erd erleuchten, auff unnd nidergehn? Dergleichen der Mon unnd Thau den Boden erkülen, der Regen befeuchtigen, die Wind trockenen, alle Thir zunemmen, die Bäum fruchtbaren, das Feld getreyd tragen? Mehret sich diß nicht alles, nach anzahl unnd menge der Leut, die es gebrauchen? Befand nidit Keyser Maximilian zu Cölln je mehr Brot überig, je mehr Leut dahin zum Reichstag kamen? trägt nit der Sand umb Nörnberg dest mehr Heydel, je mehr Heydelfresser da auffstehn? Kommen nicht zu Pariß dest mehr Jarkuchen auff, je mehr Pastetenmangierer sich allda regen? Wachsen nidit die Ruben dest grösser, damit die Krautfresser zu delben haben? Seind dann nicht alle geschöpff zu außbringlicher erhaltung des Menschen geschaffen und gesegnet? Ist nicht die grosse leblose von wegen der[91] kleinen lebhafften Welt erbauet? Wa nun dieselbige auß unprauch ehlicher mehrung abgienge, were nicht Gott als ein unfürsichtiger, und der unnötlichkeit Bauherr beschuldiget? oder als ein unkrefftiger erhalter seiner geschöpff, und unmächtiger Vollzieher seiner gebott geschmehet?

Stünde nit diß mitteltheyl und Punctzweck zwischen den vier Allgemeinten oder Hälementen (die des Menschen halben rund gewelwet) seiner eynigen zierd beraubet? Würde nicht alles traurig, unbewont, wild und öd ligen? Die künst abgehen? Die Erbschafften absterben? Frid, gerechtigkeit, und übung aller Tugend auffhören? Die Himmlische Engelsbotten ihrer freud, die sie mit uns auch hie von wegen hoffnung zukünfftiger ewiger kundtschafft pflegen, entbären? Die Teuffel ihres Zolles mangeln? Der Höllisch Schiff unnd Karrenmann Charon hungers sterben? Aller Gottesdienst ernider und vergessen ligen? Ja gantz unnd gar kein Gott, so es regieret, scheinen? Unnd endlich dieser mittelkreiß ein ware Teuffelshöl werden?

Wie könte aber die überhimlische Mayestatt so man also die Ehgelübt unüblich machete, oder unnötig achtete, Lästerlicher angetastet sein unnd heissen? Hingegen wie kan sie Ehrwirdiger erhaben und geprisen werden, als so man gehorsamlich nach dero gegontem mittel inn Ehlicher keuscheit ihm dienet?

Da doch solche ehliche Weltsamung zu fördern, der höchstgedacht weisest Schöpffer dem Mann, so das ansehlichest unnd erstgestifftes vernünfftig geschöpff ist, nicht allein von außen ein standmäsige und zugelassene mitgefärtin und gespilin an dem Weiblichen geschlecht, sonder auch von ihnen im Hertzen ein Natürliche zuneigung und anmut zu derselbigen hat gebildet. Also das er beide von wegen begird unabsterblicher fortpflantzung unnd hinderlassung seines gleichen namens unnd Fleysches, auch angenemer zudienung (dieweil er kein füglicher und ihm gefelliger hülffgesellin, zu seinem Eh unnd Haußgeschefft under allen Creaturen dienlich befindet) sich zu dessen beiwonung und gemeinschafft deßlieber, ja schier naturbetrenglich einlasset und gesellet.

Dann zwar ein jeder Ehgeneygter beide berürte stück, als nemlichen verlangen in seinen Nachkommenen Unsterblich[92] zuplühen unnd zuerscheinen, und angeborner geschicklicher hülff zu Unterhaltung seiner Person, unnd der seinen unnd des seinigen zugeniessen, inn der Weiblichen zugesellung allein unabbrüchlich befindet. Auch warumb solt anders das holdselig Weiblich geschlecht also anmütig, zuthätig, kützelig, Armfähig, Brüstlindig, anbiegig, sanfftliegig, Mundsüsig, Liebäuglig, Einschwetzig, Milt, Nett, glatt, schön und zart erschaffen sein, wa nicht weren die sich darinn erlustigten? Was solt der Rosen Geruch, wa nicht weren die sie zur Erquickung abbrechen? Was solt der gut Wein, wann keine weren die ihn zechten? was wer der Thurnirring, wann nicht die Hofleut darnach stechen? Wie solt Weibern solch natürliche geschicklichkeit dem man zu dienen, und on ihne weniger dann ein Hebheu ohn das Hauß zubestehen, umbsonst zugestanden sein? warumb wer sie also plöd geschaffen, on daß sie sterckeren zusatz und beistand bei dem man het zuerheben unnd zusuchen? Und daß des Manns festleibigkeit die Weibliche Plödmütigkeit, wie der Augsteyn die Spreuer an sich ziehe. Warumb ist der Mann rauch und Harig geschaffen, dann daß er ihren mehr wärm, Lust und Kitzel einreibe und eintreibe? Warumb sind ihr zwey, auff daß wo sie Zwilling bekommen, ein jedes eins auff seiner seit Nachts zuwagen, und zuwiegen hab.

Auff was ander end hin wolt sonst ein solche unerschöpffliche lieb unnd lust Kinder zutragen, auch unverdrüßlichkeit solche auffzuziehen inn ihr hertz eingestigen sein, ohn durch des vorsichtigsten Artschaffers verordnung, der daß tugend und demutübende Weibliche joch hiedurch der freygirigen unbändigen Mannschafft wie dem Pferd das Saltzbestrichen gebiß, hat süß unnd annemlich gemachet.

Dann also muß der Mann alle die sorgfeltige wartung, so an seine recht eingeimpffte Impffling Zweig und Erben angewendet wirdt, ihm als dem Stammen selber widerfahren sein auffnemmen, und zu danck gegen seiner Ehverknipfften mit widerlieb verstehn unnd erkennen. Derhalben man recht saget, daß die Kinder PfandSchilling, Stärckung und Confortatif der Ehelichen pflicht seien, und das beider Ehgesünten lieb inn disen, wie die auffgezogene Seyten innerhalb dem Lautenstern zusamen stimme: Dann dise sind der Eltern[93] schönster WinterMeyen, leyd vergeß unnd wend unmut, des Vattern auffenthaltung, Leytstäb, Krücken und Stützen, inn welchen sein alter wider plüsam wird, sind der pleiblich nam seines Stammens, Spiegel seiner vergangenen Jugend, anmasung seiner geberden, angesicht unnd angestalt, gleich wie ein gezeychnete Herd: eyn lebendig gegossen, doch etwas verkürtzte Modelbildung: eyn grosse traumgebildet hoffend freud von ihrem zukünfftigen wolstand, sein ewige gedächtnuß, immerwirigkeit und Unsterblichkeit, inn denen er wie eyn mürber Käß zu vielen stücken zerfällt, in partibus similaribus, deren jedes, ohn das mißgewächß der Töchter, sein namen, samen und wesen treget, unnd genericè prediciret.

Durch dise wird er gesegnet, dise machen ihm alle arbeit süß, dieweil er ihnen gern viel verließ, von diesen Erben sich die guter und künst von eim zum andern inn seim geschlecht staffelsweiß, wie man einander die Ziegel biß zum Tach hinauff reichet, und die Käß ins Schiff ladet. Dise, wann sie etwas mehr erwachsen, werden die wäre zier des Hauses, die Rebenhalter des Tisches, der schütz und das lebhafft gemeur des Vatterlands, die macht des Kriegs, der Statt Neue Burgerschafft, der Regiment frische pfeiler. Wo bliben aber diese schöne Sprößlin, wann man sie nit auffzilete? wer kan sie aber besser auffzielen, als die von natur darzu geschaffene? die Eh und Bettgenosse Weiber: welche es auch zum grösten theil antrifft, als die sie saur ankommen, die ihres Leibsstammens außschößling und Nabelstück sind, und derwegen deß lieber haben: wiewol Aristoteles 8. Ethic. auch ein andere ursach anzeiget, warumb sie die Kinder hefftiger lieben, nemlich dieweil sie derselben gewiß sind, aber die Männer wenen und meynen: Daher die Töchter den Mütern zu Kirchen vorgehn, aber die Sön den Vattern nach. Auch meynt Wilhelm Benedict inn seiner Repetition C. Reinut, es geschech darumb, weil die Muter die materi, die Vätter aber nur die form mit ihrem träheisen darzu geben, und wie Galen sagt, auff der Cithar schlagen.

Derhalben, inn Rabelistigem ernst von der sach zureden, von den guten Weiblin nicht steht zu argwonen, daß sie an ihrer eigenen Leibsfrucht solten saumig werden, sintemal sie gleich so wol als der Mann an deren alle Ehr und freud begern[94] zuerleben: dann wer hat je sein Fleisch gehaßt? Darumb secht ihr, wie sie die Kinder lehren betten, schicken sie zur Kirchen und Schulen, stecken ihnen allerley weck, schleck, treck und Latwergen inn den Schulsack, verehren dem Schulmeister etwas daß er sie nicht streich, geben für, sie seien kranck, könen nicht zur Schulen kommen, geben ihnen zur straff eine Knipp mit dem Fingerhut. Heysen sie das stülchen zum Dutten pringen, Becorallens, bemuschelens wie die Jacobsbrüder, behenckens wie S. Urban mit Kutteruffen und die Würtzkrämer ihren Kram mit Nießwurtzsecklin: kauffen ihnen guldene Schühelin unnd Peltzlin, kleiden sie fein pundlich auff den neuen schlag, setzen Leuß inn Peltz, hencken ihnen Tölchlin an, lehren sie, dem Vatter, den sie sonst nicht kenten, Ette raffen, das schmutzhändlin reichen, sich Elephantisch neygen, den rechten backen zuküssen bieten, auff den beinen hotzeln, also reuten die Bauren, bei den Oren auffheben und Rom zeigen, Mummelspilen, die lectz auffsagen, auß der Predig behalten, geben ihnen heimlich gelt, schicken sie zu guten gespilen, zum dantz, lehren sie den gang wie der Krebs seine Jungen, sammeln ihnen ein Schatz, verwarn ihnen ihr verlassenschafft: da stellen sie ihre zucht umb den Tisch staffels weiß wie die Orgelpfeiffen, die kan der Vatter mit der Ruten pfeiffen machen wann er will, on blasbälg tretten: und da befleißt sich das Weib, dz sie dise Costentzische Himlische Sackpfeiff oder pfeisen mit eim jungen Discantbläserlein, Vogelgeschrei und Pfeiffrörlein stäts ersetz, damit das Orgelwerck gantz bleib.

Und wer kan all ihr müh, so sie mit der Kinderzucht haben, erschwetzen, was sie für allerhand kurtzweil vorhaben die Männer zuergetzen, mir entgieng vil eh der hust, als ihnen der wust: kurtzumb wer kein Ehgesibete hat, ist halb tod, mangelt ein stuck des leibs, weißt kein seßhafft Heußlich wohnung, wie die Tartarische Hörkärch, ist nirgends daheim, ist meher eim irrschweifigen Vihe ahnlich, als eim eingesetzten Colon und Kolbauren, oder bestalten Abureigenen Ingevone, Einwoner unnd erbauhern dieses zeitlichen Lustbaren Paradises. Dann ob er schon ein obtach hat, ist ihm als wer er darein gelehnet, und sitzt wandersweiß wie ein anderer Landstreiffer im Gasthauß, niemand kocht für seinen Mund,[95] niemand helt ihm das sein zusammen, weder das groß noch das kleinest Haußrütlein weder das täglich, noch das nächtlich, alles verschwindt ihm unter den Henden, hat niemands dem er sein not klaget, der ihm sein anligen abnimpt oder mit gleicher achsel leuchteret, keiner eifert umb sein Heyl, niemand warnet ihn mit treuen, und wann der Han todt ist krähet kein Henne nach ihm, niemand truckt ihm mit tieffgesuchten Turteltaubenseufftzen die augen zu, niemand nimpt Leydkleyder auff ihn auß, keine laßt ihn inn ein alte Säuhaut begraben, keine trinckt auff Tratzisch ein halb maß Wein auff ihm auß, keine laßt auff Indisch sich mit ihm Lebendig verscharren.

In summa, wer sich mit keiner Ehgehülffin behilffet, ob er schon der reichste wer, hat er doch nichts das recht sein ist. Dieweil er es mit keinem inn gleicher freud weiß zugeniessen, hat niemand dem ers pring, der ihm bescheid thut, das sein verwaret, beschlieset, verkramet, dem ers sicher vertraue, dem ers auch zukünfftig hoffentlich und offentlich könn getröst verlassen, alles das sein stehet in fremder gefehrlicher mißtrauiger Hand, sein eygene Ehhalten, ja Weehalten die Knecht unnd Mägd betriegen ihne darumb, tragen ihm heymlich ab: thun wie des Callimach Aff, der, als er sah wie das gesind in ihres Herrn tödlichem hinzug anfiengen außzutragen, zustelen, zuketschen, zuschlaifen, zuverstecken, wolt er auch von dem untestierten unnd unverlegierten Erb was haben, lieff hin unnd nam dem Todschwachen Kallimach die Schlafhaub vom Kopff, unnd das Doctorhäublin drüber, des mußt wol der Kranck lachen, hat sich auch also gesund gelacht und das gesind zum Hauß außgejacht: Aber was ists? urlaubt er schon etliche, und nimpt andere an, so ladet er nur an stat gesättigter, mehe hungerige Fuchsfligen.

Ja das Eseltreibig, Lonsorgig, Augendienschafft Gesind ist ihm kaum gehorsam: Ist Murrisch, widerbefftzig, Diebraumisch, unvertreglich, Futerstichig, Meysterloß, Kifig, Balgisch, umb ains andern haar, Geschwetzig, außträgig auß dem Hauß, und im Hauß träg, Baurenstoltz: Eißspatzirig: schlauderig, Hans unfleiß: der Niemands im prechen und verderben, ist Wolffs fräsig: Klosterkatzenart: versoffen: Vollfaul: studfaul: Schlaffdürmelig: Kopffkratzig: Wolffslendenschleyfig:[96] Unvernüglich: Ungeschickt: Sorgloß: Verwarloß. Ach welcher Plautischer ComediSchreiber will alles Davisch unnd Getisch Knechtrecht nach Niemands Zedel beschreiben? Wie viel Gesind, so viel Feind, da ist Hund und Katz das best Vihe, dann so er den Rucken verwendt, hat er keynen Anwalt noch HaußLieutenant, der es inn seim Abwesen auff guten Weg richt und schlicht.

Sein Freund verlassen ihn, oder warten ihm Erbgirig auff die Seel, wünschen ihn inn die Hell, Er ist veracht bei seinen Beinachbaurten, wird zu dem Regiment nicht gut geacht, würd von Ehrlichen, gemeynnutzlichen Namenswürdigen ämptern durch aller Gesatz einhelliges verbott abgewisen unnd verschmehet: Bedacht, daß der nicht tauglich eyner gemeyn forzustehen, der ihm ein eygenen Herd zuversehen nicht getrauet: Welcher doch, wie oben gedacht, eins rechten Regiments andeitung ist: Ja ein ware Schul und übung viler tugenden, wie dann auch das Ehwesen auß tugend entspringet: sintemal durch diß Eheinig mittel die befleckte unzucht verhütet, und Gotts huld erhalten wird: da vergleicht man sich mit einer Elige cui dicas, tu mihi sola places, unnd etc. placas, Benügt sich mit eyner, wie der Himmel mit der einigen großgebeuchten schwangeren Erd, die Sonn dem einigen Mon: Lebt also on eifer, darff mit keim anderen umb die Herrn gobelen, hat sein eygene Leibsguardi, Hauß gbärin (doch kein Salomons Bärin) muttrösterin, sein zweck nach dem er zielet: ziehet Ehehrliche Kinder, darff sich deren nicht schämen, wie der Banckressen, die ihm ein unehr, schmach und rach sind, dieweil sie den namen des geschlechts ihrer Vorfaren, den guten Leumund, die ehrlich ersigte Wafezeichen, gezierden, Freyheiten, unnd Stammlehen, nit mit ehren führen und erhalten, man darff ihnen auß verbott der Gesatz nichts verlassen.

Derhalben O mein Heimen ehe, Ducite ab urbe domum, mihi ducitur uxor, Mopso Nisa datur, führe meim Grandgauchiher ein Haußschwalm heim, die ihm ein Gesellin sey inn der Not, seins hertzens ein Sessel, seim Leib ein küssen und elenbogensteurerin, seines unmuts ein Geig, sein Ofenstütz, das ander Beyn am Stul, die ihm auff dem Kopff helf tragen, was er auff der Achssel tregt, wie zwen ungleiche[97] Todtensarckträger: Die bei ihm auff dem Stul bleibt sitzen, daß er nicht thu plitzen: die sein sparhäflin sey, sein Feur im Winter, das mit gesottens und gebratens umbgeben ist, sein schatten im Sommer, sein Mitzecherin, seine Teckelwärmerin zu seim Nabel, wann ihn der Bärvatter plaget. Die sich auff Alckestisch für ihren Mann darff inn todt begeben, auff Spartanisch an ihrs Ferrgnants statt sich inn gefengknuß stellen, das gifft auß ihres König Rotwerds Wund saugen, mit ihren henden die Ader schlagen: doch nicht auff Grandcardinalvellisch, da mans auff Senecisch so lang laßt lauffen biß die Seel mit dem Blut auß dem Löchlein wischet: Ja sie darff ihm auffplasen, mag ihrs Mausols Aschen und treck sauffen, ihren David zu eym Bild machen, zum Fenster außlassen, auff Schützisch Euadnisch und Getisch zu ihm ins Feur springen, auff ihrs Abradots leib sich erstechen, vor leyd ihrs Bruti glüend Kolen schlucken, auff Eneisch eyn Krätzen auß ihr machen, die ihren liebsten Schatz auß Winsberg trag, ab ihres Protesila schatten erschrecken, inn ihres Amirals armen vor freuden verscheiden, ihren Juni auff Tanisisch inn der Kist außführen lassen, mit ihrem Fildloch verwundten Fischer inn Larsee störtzen, vor leid auff der Einen sich ertrencken, über Schnee und Eiß, Stock und Stauden, mit ihm ins Elend reysen, ihne auff Sarisch nicht Clauß, sonder Haußherr, nicht Abraum sonder Herr Oberhaim heissen, ihrem Keyser Friderich zu lieb kein Wein trincken, an ihm ihren schmuck suchen ihren Speriol, eh er auß dem Hauß geht, vor küssen, ihm auß grosser lieb auch die Megd nicht vergonnen, ja ihrem Hector die Bastart seugen, nicht zu viel heyschig noch beissig sein.

Warauß wollen wir aber solche des Vives außbündige Ehfrau schnitzen unnd schnetzelen: Auß Eve Leymen nicht: aber vielleicht auß Platons Retpöblicheyt, der Cisererbsen Oredner, des Stürmen Notwilligtat, des Vitrovini Archidecker, des Curions Grammatico, des Augustins Gotstatt, des Hegendorffs unnd Cantiuncul Juristen: Nein, auch nicht, warauß dann? auß Pirre hinderrucksinnigen Wackensteynen, oder des Hanssachsen Hundsschwantz. Wie? treffen wirs nicht recht mit dem Ars ins kalt Wasser? Oui par messer: alsdann bleibt das gemecht beim geschlecht, unnd das geschlecht beim gemecht.[98]

Alsdann wird sie ihrem Haußvatter alle geprechen, on einen, übersehen, und gedencken, es sey kein Mann, er hab eyn Wolffszan, hat er anderst nicht das gantz Maul voll: wird er fluchen, so wird sie segnen, je wilder er, je milter sie, pricht er Häfen, so pricht sie Krüg, unnd wie in D. Mentzers Naturgescheidem Ehezuchtbüchlein steht: wann er schreiet, sie nur schweiget: ist er grimmsinnig, ist sie külsinnig, ist er ungstümig, ist sie stillstimmig, ist er stillgrimmig, ist sie trost stimmig, ist er wütig, so ist sie gütig: er ist die Sonn, sie ist der Mon, sie ist die Nacht, er hat Tagsmacht, was nun von der Sonnen, bei tag ist verbronnen, das kült die Nacht, durch des Mons macht, sie laßt keinen unwillen zwischen ihnen einwerffen, sonst wo die Erd sich zwischen Sonn und Mon einlegt, so gibts finsternuß, wann der unwillen im Hafen zu vil will sieden, brüteln unnd grollen, so hebt sie den deckel ab, schafft ihm lufft, gibt ihm ehe ein linds Erbsenbrülein ein, welchs ihm den nahegelegenen harten Treck weiche: sie wird ein Wittenbergischer Mülsteyn, gibt dem Mehl Sand zu, sonst malen zwen harte Steyn nicht reyn: Er wird ihr Abgott sein, das Bett ihr Altar, darbei man die Schuh stelt, darauff alle versönung geschieht: Sein streich halt sie für Huldpfetz, wie des Herbersteins Reusisch Haußjuc kend Frau die Beulen für liebsigel, darumb mußt der Mann auch ob Tisch ihren ein Taschenmeulige und Maultäschige, ein faustpäuderige und pauderfeustige Product abkehren. Seine schwerwichtige Cestische Fulcanische Holtzschlegelige Bärentapen (magna vi brachia tollunt) sind ihrem Handtrucksame Bulerdätzlin, sein kropffstöß ihr Niderländisch Kützelttrutteln, Sein zanck bei tag, liebs anfang zu Nacht, amantium iræ amoris pyræ, der Buler zorn, der Bulschafft Sporn und Dorn, liebs gramm, liebs flamm, liebs zanck, liebs danck, ihr lieb wachßt durch kieb. Wirfft er ihr schon alles im Hauß nach, so ist es ihr, als schiß ein Spanier Streußlin und Roßwassereyer nach ihr: sein saur sehen, ist ihr als wann ein Vatter mit dem Kind mummels spielt: Trifft er sie schon auff die recht seit, so hinckt sie auf der lincken, trifft er sie auffs linck Aug, so helt sie das recht zu, nennt sie ihn schon nicht Laußknicker mit worten, so zeigt sie es ihm doch auß dem Bronnen mit fingern, schlegt er sie heut schon unschuldig auff die Eselshaut,[99] so gedenckt sie auff morgen es zuverschulden mit der Hundshaut, dann sie weyß, daß sie ihrs Leibs nicht mächtig ist: Beißt derhalben alles inn sich, tregt den Mann nicht darumb auff dem Marckt auß, sie geh dann ins Bad, oder unter die Schrannen: Und gewonet also gar seiner geschlachten art, daß ihr daß schwer leicht wird, wie sehr sie es auch truck, das saur süß, wie ungern sie es auch schluck, ihr wird auff Gaucklersweiß, der Kopff die Füß, ait, aio, die gemähet Wise ist ihr beschoren: Dann es ist kein tugend, mit eim guten Mann außkommen, sonder eim Bösen: Ihr wißt, man löset kein Gelt zu Franckfort inn der Meß, wann man schon lang ein scherlosen Krebs umbführet, sonder ein Löen.

Ja sie würd zu letzt gar in ihren Ehgejochten verwandelt, geht er auß zum Wein, so bleibt sie wie die Cölnische Weiber unnd jhene vom zapfflosen Mann erschlagene Römerin beim zapffen daheim: und darff, wie des Plinii Frau ihrem Ehvogt, ihrem schwatz und Schatzgenossen zu lieb studieren unnd Doctoriren, seine Schrifften und Reimen außwendig lehrnen, seine Gesang singen und springen, und auff dem Seitenspil klingen: sorgt nicht wie D. Ges. Ehkuppel, daß ihr das Nachtfůter dadurch abgang. Schickt sich gantz und gar nach ihres Ehgegatten geberden, wie der Wittebergisch Magister, der seines Preceptors Schlaffhaub auffsatzt, unnd auff Philippisch ein wunderlich Schrifft kratzt. Ist ihr Ehwirt frölich, so frolockt sie, Gott sey gelobt, der Korb ist gemacht, sie kan mit ihm weinen, auch gleich wider lachen, nach dem man auff der Papirmül bald den zapffen fürstopfft: Sein einfach glück ist ihr zwifach, macht er ein par Stümpff, so macht sie vier par Röck: welchen ihr Haußherr schilt, den lobt sie gewißlich nicht, die Bauren möchtens sonst mercken: Fluchet er, so lechelt sie, ist der Saul unwirs, zisch zisch Davidlein, daß die Kinder nicht schreien, er schiset sonst ein Spiß nach ihnen: ist er truncken, so thädingt sie ihn ins Bett, raumt ihm Stül und Bänck auß dem Weg: Daß er dest bälder fall hinab die Steg: spart inn die Gesatzpredig, biß morgens: thut ihm dann das Häuptlin weh, so ist ihr gleich allenthalb nicht wol, klagt er sich wenig, so fragt sie viel, klagt er sich viel, so fragt sie ihn wenig, nötigt ihn auff die Federn, beredt ihn hinder den Umhang, fast den harn, schickt zum Doctor,[100] pringt Schleyer her, daß sie ihm den Kopff wie ein daubenfellig Faß umbbind und umbwind, umbreiff, und umbschweiff, sie reicht ihm auß ihrer Reiffischen Haußapoteck, ihr selbs geprant Wasser, bereit Confect für den Schnupffen, Husten, Pfnissel, Rand, Grimmen, Weinwe, Durchlauff, Augen, Würm, Fieber, Prand, deckt den Gauch warm zu, daß die Gaucheyer nicht erfrieren, gewermt Kirsensteinsecklin und erhitzigten genetzten Ziegelstein im sack zun füssen, umbwickelt den Wunden finger, hengt ihn in die Schlingen, bei leib das kein Mertzenlufft darzu gang, den Nachtbeltz her, die Socken unnd Solen her, wischt ihm den schweiß ab, so kehrt er ihr die Flöh ab: fragt ihn was ihm schmackt, und gibts ihm nit, wehrt ihm der Mucken, wann er hat Bremen, streicht ihm die Füß, langt ihm Krucken, die Etschländische Hund, beruffet Jobs freund, die ihn auß dem Podagrammischen Trostbüchlein trotzlich trösten, und tröstlich trotzen: sie giesset ihm das Süpplin ein, schüttelt all augenblick die Pfulwen, sperret die Läden zu, verbauet den Lufft, macht ein Rouch, betast und schmiert den Puls, zeucht ihn auß und an, greifft selbs zur Wunden, truckt das Geschwer, scheucht kein Pestilentz, verbinds und salbts selbs: sein stinckender Athem von allen enden, riechet ihr wie Encian, Specian Grüben dran, meinet alle Männer stincken unter den Uchsen nach Martertreck, und zwischen den Baurenzehen nach Imberzehen, sein Hechelbart ist ihr wie Wollen: hört ihn selbs beicht, holt den Pfaffen der den Wagen schmier ehe er recht faren will: und will ihn kurtzumb mit ihrer treuen pfleg dem Todt auß den Klauen reissen.

Secht ist da der Ehestand ein Wehstand? O neyn, sonder ein bestand und beistand, dann da ist er eben sie selbs, und sie er selbs, ist ein gehackt Muß, Sie ist sein Handhab, sein Haußhab, sein Brustgesell, sein Wärmpfann, recht Kirsensecklin, wie David eins im alter begert: sein Haußehr, Haußtreu, Haußfreud, Haußzierd, Haußstern, Haußmon, sein Morgenröt, wann sie spat auffsteht, sein Abendröt, wann sie spat nidergehet, ja sein Glück, wann sie bald abgeht, sie ist seins lebens labung, Bettgenoß, Lebensgespan, sein Kuchen Keyserin, sein Besemsfürstin, sein Kunckelgräfin, Spindelsceptrige Windelkönigin, HaußGlück, Haußdück, Haußschmück,[101] sein Schweitzerisch und Schottisch Leibsgwardi, sein Dietartzt, Mundsaltzerin, Mundköchin, will er Krebs, so kocht sie Zwibelen, ißt er kein Käß, so ißt sie kein Würm, wie jhener Francisci Kuttengenoß, der wie der Frosch sich blähet Ochssengroß, unnd lag auff der Nonnen, wann Franciscus im Stro lag, aß keyn Beyn, wann Frantz kein Fleysch aß: ißt ers gern kalt, so macht sie es warm, dann den Feberhafften gibt man das widerspiel: sie truchsessiert ihm zu seiner gewonlichen zeit, daß so bald er heim kompt, nichts gekocht sey, sie gibt achtung was ihm für Kleider wol anstehn, und ihne an ihren geduncken schön und thut die widersinnigen an, hat acht auff was gestallt das Bett bereitet ihm mundet, die Feder oben oder unden, oder inn der mitten vest, so sticht er als dann umbs best: auch was er für Gäst wol leiden mag, welcherlei gesprech und Sach: sie ist sein Lustesseriger Senff, sein senffiger Lust, sein augenbeissiger Mörrettich, sein weinender Augenbiß.

Ja, so es war ist, wie es war muß sein, daß kein Gasterei unnd Malzeit recht herrlich, Herrschisch, Xerxisch, Persisch, mutig, rustig unnd lustig sey, wa nicht Frauen sind darbei, so wird gewiß eim solchen Haußmann nimmer an freuden abgehn, angesehen, daß er solche Tischmusic, Prett unnd Bettspiel augenblicklich umb sich hat, an der Tafel bei der Seiten, auff dem Lotterbett, oder Hobelbanck, im Garten, unterm Baum, neben dem Baum, wie der Susanna zwen Alten, nicht auff dem Baum, wie die Teuffelsbraut mit ihrem Kaltsamigen Stinckbräutgam, Ja im Bad, inn der Bütten, auff dem Schrepffbanck, inn der Senfften, inn der Kammer, mit welcher er ungehindert mag schertzlen, stertzelen, mertzelen, kützeln, kritzeln, schmützeln, schwitzeln, Pfitzelen, dützelen, mützelen, fützelen, fürtzeln und bürtzeln, so offt es ihn gelust zustützlen und zustürtzlen.

Ach wann der lieben Ehegespilin etwann einmal i hr nachtspeisiger Haußtrost, Haußsonn, Haußhan, Ehegespan, auß den Augen kommet, und über Feld ziehet, o wie sorgfeltig geleytet ihn die Andromache für die Thür, als solt ihr Hector mit dem Achille ein Kampff antretten, O wie nasse Augen gibt es da, wann es schon Speichel wer oder Zwibelsafft. Ja wann ers zuließ, sie zög mit ihm in Landsknechtischen Hosen,[102] wie Mitridats Gemahl wider den Teuffel ins Niderland, auff daß sie ihren Alexander von Metz im weissen Badhembd am Pflug nicht verliere.

O wie ernsthafft betten gibt es alsdann für ihn, daß er wider gesund heimkomme: da bekompt man Witwens andacht, die wehret biß sich eyner auffnestelt, da lasset das gemeyn Gebett für ihn thun, gedenckt seinen über Tisch, wann der Knecht an seiner statt liget: hat sie ein guts Bißlein, so wünschets sies ihm, und gibts dann dem Pfaffen: O wie ein Penelopisch sehnen im eynöden Bett, O wie schwere Träum hat sie von ihm.

Kompt er alsdann wider, da ist freud in allen Gassen, da darff sie sich wol verköstigen, unnd wie die Nörenbergischen Weiber ein Kreutzer zum Bottenbrot verschencken und für ein plappart Zwibelfisch kauffen zu dreyen Trachten, da rüffet sie den Nachbauren, Freuet euch mit mir, dann mein Groschen ist gefunden, Mein Sau ist wider kommen, da růst man, da verdüst man, da streiet man dem Palmesel Zweig unter, da macht man die Thor weit, daß der Haußkönig einreut, laufft ihm mit zugethanen Armen entgegen, die Töchterlin sitzen ihren auff dem Arm, wie die Mörkätzlin, die Sönlin hencken am Rock, wie die Aefflin, unnd rüffen all Brot, Brot, so fragt sie nach dem Kram, bald nimpt sie ihm den Mantel ab, bringt ihm ein frisch Naßtüchlin, tregt das beste auß dem Hackstock auff, das sie von seinetwegen nicht hat essen mögen, macht ihm mit den Kindern ein kurtzweil vor dem Tisch, Guck Vatter unser Sönlin, mit dem Satinlin, wie wachßt es so sehr, die Ermel seind ihm zu kurtz, es bedörfft wol ein anders Röcklin: da ist er erfreut, als käm einer und brecht ihm nichts? Flugs bringt die Magd ein Fußwasser, da schürtzet sich die Frau, kniet zum Kübel, wäscht ihm die Zähen, trocknet ihm die Schenckel: unnd solchs warumb? Darumb (wie Joan Andreæ der Jurist in c. literas, in verb. incert. de restit. spol. cum concord: meldet) weil er ihr Haupt und Ehelicher Bapst ist, und auff daß er sie weniger oder gelinder unnd sauberlicher mit füssen trett: Dann wie gedachter Doctor sagt, ist sie auch von Rechtswegen schuldig sein Kuchenlump zusein, daß sie ihm koch, weil er sie speißt, ihm das Bett mach, weil er müh hat, ihm das Bad wärm, weil[103] er sie auch wärmt, ihm ein frisch Hembd lange, weil er ihr zum ersten das Hembd auffhub, ja sie butzt ihm die Schuch, fegt die Kleider auß, hengt die Hosen auff, wärmet das Bett, reicht ihm die Schlafhaub, da wiget sie das Kind, da wehet der Wind, da ligen wir beide alleine, alleine, daß man die Hünerbrü verdiene. O wie ein köstlich ding ist das Nächtlich singen zur Wiegen, es vertreibt das Gespenst: Merckts ihr Männer, und singt wann ihr auff der einen Seiten wieget, daß es zum Discant stimme, wann sie auff der anderen Seiten gigaget unnd knappet, klopffet an die Kammer, so schweigen die andern junge schreiling so lang still, biß sie es vergessen: O die Kinder singen offt wie einer durch ein finsteren Wald, mit forchtsamer freud und freudiger forcht, das eine innerlich, das ander eusserlich.

Und was ists wunder, daß die Weiber so fein wissen mit ihren Ehegetrauten umbzugehn, demnach sie es doch von jugend auff mit Docken unnd Puppen Spielsweiß also gewohnen, daß sie nachgehends inn der Ehe auch solche Poppenspiel mit ihren Ehegepareten üben: dardurch sie dann ihr Gegenlieb erwucheren, unnd nach Biblischer Sprach zureden, ihnen das Hertz stelen, unnd das Lauff mir nach geben: Also daß der Mann ihr gantz geheym wird, ihren viel übersicht, ihre Mengel für holdselige Kinderfehl rechenet, ihr Geschwetzigkeit für ein Mittel sein letzmůtigkeit zu linderen, ihr Zunggänge geschwetzgirigkeit, für ein förderliche unterweisung die Kinder durch übung bald reden zulehren, ehret nehret und mehret sie, trucket und schmucket sie. Welche Ehr des Schmucks ihnen doch Vives wider der Spanier art will abstricken: Ach es gereuet darnach den guten Mann, wann er ihr etwann zu unseuberlich hat den Schleyer geruckt, hält ihr die Kindbett des besser, und gönnet ihr desto ehe die ewige rhu.

Dargegen ist dise Nadelveste Ehegefährtin aber nicht faul, spinnet ihm Hembder darfür, nehet ihm reine Krägen, mit Toppelkrösigen Kesselringen, macht Leilach, Bettgewand, Tischtücher, Teppich, Umbheng, Schalaunen, Decken, Ziechen, Zwelen, Hand unnd Schnaubtüchlein, Windeln, alles auß des Manns Gelt, ordnet den Haußrhat auff alle Euclidische Ecke nach dem Schwadrangel, wie die Jungfrauen die[104] Schleyer auffsetzen, hat ihre Hafenschäfft (welcher ordnung dem Ischomach bei dem Xenophon gar wol gefallen) ihr durchsichtig Zinnkensterlin, ihr Kesselhenck, ihr Schrepffhörnlin, ihr Orgelpfeiffen von Schaumlöffeln unnd Hafendeckeln, ihr Fischsecklein blau und weiß eingetheylt wie ein Brettspiel, ihr Salomonische Leuchter, ihr Federwerck, ihr eingebisamt Schmuckladen, ihr Stangen voll gesottener Garnstrengt, ihr Gewelb voll Flachs, ihr Stül, Sidel und Schemel nach Reichstägischer session geordenet: etlich und dreissig Saltzfäßlin unnd Schüsselring, die man zu eim Jar treimal reibet, ihr Pfannen, ihr Kannen, ihr Becken, ihr Fischplatten, ihr täglich unnd feyrtäglich, ja Festtäglich, Ostertäglich, und Kottfleischgästlich Teller, ihr Kindbettfestlich Küssen und Silbergeschirr: sie verwahrt ihr Kastengeräht vor Motten, henckt järlichs ihr Kleider in die Mertzensonn, saltzt das Gethüch ein, Lavandelierts unnd einspicknardisierts: da bessert sie das zerrissen, dort zerreiß sie das gebletzt, da bletzt sie das zerbrochen, da zerbricht sie das gespalten: Allzeit findt man sie wie Lucretiam über der Spindel, wann sdion Tarquinius bei Nacht käme: sie manet den Mann bei Zeiten einzukauffen, erinnert ihn von dem das abgeht, ermanet ihn zu dem was zugeht, dann sie können gute Haußrhät geben, wie Sara ihrem Mann mit der Magd, daß er von ihr solt samen erwecken.

Sie geht im Hauß auff wie die Sonn, ist des Hauses Lucifer (Gott behüt uns) versicht das Vihe, melcket die Kü, weckt die Län wie der Han frü, schickt die Knecht ins Feld, schaffet den Mägden ihr Tagwerck, ist die unrhu in der Uhr, ein lebendiger Haspel und Bratspiß, des mans Mül und unrhüwiger Beutelsteck, ist ein HaußSchneck, trägt das Hauß am Halß, ist sie schon leiblich drauß, ist sie mit sinnen zu Hauß, dasselb ist ihr Niniveisch großstatt, ihr liebgebannte hofstatt, ihr einiger spacierplatz, ihr Dantzboden, ihr Lustgarten, die Thürschwell halt sie für ihr heylig verbotten Romulisch Maur, darüber sie zuschreiten ihren mehr als Remus ein gewissen macht: ohn sein willen geht sie nicht auß, ist nit räßzüngig, tachtropfig, widerbeffsam, auffruckig, Adelstoltz, treckbatzig, schmäh, zornkäuig, kleyderprächtig, Heimsteurrühmig, Gallkallig, Wortstichig, Wurmstichig, Stichwortgelehrt,[105] freundtschaffttrotzig, Redschärpffig. Ist kein Schandhipischer Haußhagel, der nach dem Donnern auch den Regen mit Bruntzscherben und Scheißkacheln ihrem Man Saukratz Pfannkratz über den Kopff abschüttet, sie ist ein Pestilentznebel, kein Haußrauch, nit Taubschreisam, prediget nicht über die Stund, man bringe ihr dann ein Stülchen. Darumb Bruder Naß nicht unrecht sagt, daß die Weiber in dem fall fast Lutherisch sind, lieber predigen, dann Stillmeß hören, aber sonst inn anderm Bettgelübde besser Catholisch, mehr auff die Werck dann den Glauben halten. Sie vergißt auch bald alle Schmach, fürnemlich wann die Federen stieben, allda die recht Virgaplaca, der rechte Bettanstand und Rutenfridigung regiert, on der Athener Eherichtiger, unnd der Spartaner Harmoneiischer Harmosiner und Eheversüner.

Was soll ich weiter sagen? sein Hertz darff sich auff sie verlassen, da regnets dann eitel Glück, daß man im Treck sitzet biß über die Ohren, da schneiet und hagelt es mit Gelt zu, das es Beulen gibt, da sitzt Sanct Peter auff dem Tach, wirffet Bieren herab, unnd Sanct Claus faul Oepffel hinauff, da bauet man, da brauet man, da gedeiets wie Hundisch Trauben, spritzen hinden wider herauß: dann gewiß zwo getreue Eheversipte Hende, förderen mehr als acht frembde: da gehen die Stätt auff und das Land ab: dieweil ein solche Ehemuter ist wie ein Kauffmanschiff auß Indien, welches Gold und Specerei bringet. Ihr Liecht verleschet nicht, wa Oel genug ist: sie hat notturfft inn der Not, vorsihet wie ein Sternverkündiger die Theurung, versorget sich wie ein Omeyß vor dem Winter, brauchet den Sommer wie die Häuschrecken, frölich weil mans hat, hat man nichts, so sauget man die Tapen, sie verwahret das kein Regen noch Schnee ihr Hauß schädige, trächet das Feuer zusamen, beschleußt Thor und Thür, die letzt schlaffen, die erst auff, schlaffet mit offenen Hasen Augen, ist die Ganß im Capitoli, Anser vigilantior cane, ist der Samier Schaf, welches den Kirchenräuber Apollinis verrhiete mit Blähen ungesehen, ist gewarsamer als ein Kettenhund, und daß ichs alles beschließ, bringet ihren Man zu Ehren: wer wolt sie dann nicht wider Ehren?

Quelle:
Johann Fischart: Geschichtklitterung (Gargantua). Düsseldorf 1963, S. 84-106.
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