|
[106] Aus diesen nun außgeführten des Schilenden Preceptors Sileni Ehelehren bewegt, wolt Kandbusier auch nicht lenger on Blasen schwimen, sondern sahe ihm auch umb ein Ruckenkrauerin umb, auff daß so er Puntenvoll wer, eine hett, die der Sau unden am Bauch kratze: derwegen beheuratet, freiet unnd trauet er ihm, inn seinem nicht allein Bartfehigem, sondern auch Mannskräfftigem unnd Haußverständigem alter, das Durchlaternige Honiggurgelsame Fräulin Gargalmelle, die Tochter Hupffedopffs des Königs der Parpelloner und Butterschützen: warlich ein schönes Truserle Muserle, hüpsches Visiers, die kein Judicium Paridis, noch Formenspectator Gmeiner und Dressin hetten verbesseren können, daß man wol das lied von ihr singen mocht: unmöglich ists, das man find, etc. und: Auff freud und leyd, ist jetz mein bescheid, etc. Dann sie hatte die vier schöne an statt der vier tugenden, ja der siben schöne wol vierzehen, sampt dem löchlin im Backen, wann sie lacht, und dem grüblin im kün. Innsumma, sie hett die vier unnd treissig stuck des Nevizans, im Hochzeitwald.
Trei weiß, trei schwartz, trei Rote stück,
Trei lang, trei kurtze und trei dick,
Trey weit, trey schwanger und trey enge,
Trey klein, und sonst recht breit und lenge.
Den Kopff von Prag, die Füß vom Rein,
Die Brüst auß Osterrich im schrein,
Auß Franckreich den gewelbten Bauch,
Auß Baierland des Bůschlein rauch,
Rucken auß Braband, Händ von Cölin,
Den Arß auß Schwaben, küßt ihr Gselln.
Ihr Leib war recht safftig, weich und lind, wie die Nörlingische Bett, der Athem war recht balsam oder Specereikräfftig, wie Alexandri Magni schweiß nach Bisam roch, dann er[107] wußt das recht cui os olet, morbosa est, welcher stinckt der Mund, die ist im Leib nicht gsund, unnd wie das Lied klinget, es fält dir wol unter dem Nabel: Sie hett lang goldgelb Haar, ja Haargespunnen Gold, nach dem gewicht Absolons, ihr Augbroen waren wie ein Gewelb von Ebenholtz, die Augen wie Diane Stern klar, ihr Augenblick wie Sonnensträm, kurtz Helffenbeynen Zän, ja weiß Orientalisch Perlinzanlein wie Zenobia die Königin, darunder offt weiß gifft steckt, sie hat nicht viel Zucker noch heiß Suppen gessen, das Corallenmündlein eng unnd schön, die Lefftzen Presilgenrot, Honig an statt des Speichels, daher es die Spanier noch so gern lecken: Rosenblüsame Wängelin, die auch den umbwebenden Lufft mit ihrem gegenschein als ein Regenbogen klärer erleuterten, wie die alten Weiber, wann sie auß dem Bad kommen: Schwanenweiß Schlauchkälchen, dardurch man wie durch ein Mauranisch Glaß den roten Wein sahe schleichen: ein recht Alabastergürgelein: ein Porphyrenhaut, dardurch alle Adern schienen, wie die weissen unnd schwartzen Steinlein inn eim klaren Bronnwässerlein: Apffelrunde und lindharte Marmol Brüstlein, rechte Paradißöpflin, unnd Alabasterküglein, auff die Prob der Spanischen Filtz, die nach Palmenart vom griff nicht weichen, sonder außspringen wie die Valenzische Rapierklingen, auch fein nahe ans Hertz geschmuckt, und inn rechter höhe empor geruckt, nicht zu hoch auff Schweitzerisch unnd Kölnisch, nicht zu nider auff Niderländisch, die sie zertrucken daß sie Milch geben, sondern auff Frantzösisch, wann sie es nur haben, oder auff gut Engellendisch. Item ein rane Weych, gerade volle Aermlin, weiß wie Topas, Lilgenblancke Wollngelinde Händlin wie Künicklinhaar, lange Fingerlin zum Orgeltretten, Kreidenweiß Nägelin Haselnuß groß, dardurch das Leibfarb heutlin herfür scheinet, wie die Gulden Haarhauben unter den weissen Schleyern: darzu wolgeberig, holdseliger anmassung, und anmütiger Redbescheidenheit, und & cætera, nec non und plus si velleret.
Wie meynt ihr, daß auch bei eim schönen außgehenckten Schilt böser Wein vorhanden sey? meinet ihr, daß inn solcher sauberer Herberg könn ein wüster Würt oder Gast Hausen? oder in einer Helffenbeynen Scheiden ein bleien[108] Messer stecken? Ich weiß nicht, nach dem Moses die Schu nicht außzihet: über schwartz hennig stinckend Fleisch macht man sonst gern ein gelben Pfeffer. Gleichwol sagt man, schöne Glider, bedeuten schöne Gemüter, sonst wers ein Tempel über ein Laddrin gebaut, und ein Altar über ein Mördergrub. Jedoch, das weyß ich, wann einen die Ros anlechelt, daß ers gern abbrech: Ich brech immer hin, auff das alt Liedlin: Die Rößlin sind zubrechen zeit, derhalben brecht sie heut, und wer sie nicht im Sommer bricht, der brichts im Winter nicht. So absolviert einen Peter von der Pfitzen inn der summ super Rachel, wann einer schon eine schöne halben nimpt, doch daß es nicht die Principal, sonder die Indutiff ursach sey.
Ergo, wer wolts außschlagen, zwo Kirssen an eim Stiel, derhalben war es unserem Großkäligen Grandgusier nur ein Venialsünd ein solches Honigswäffelin ihm außzutretten: dann der gut rot Wein, ladet mehr dann der gemalt Schilt ein, obiecta movent sensus, was den Sinnen thut vorschweben, demselbigen sie nachstreben: wann der Springhengst das Muterpferd ersicht, so hinnewihelet er: der Parisischen Frauen Apoteckerin weisse Beyn bewegen on Rag unnd Stendelwurtz die Sinn, wann sie auff der Leyter ein Büchsen langet. Darumb gäbe es auch nachmals so fein Kiefferwerck, daß sie einander den Speck dapffer einsaltzten, und spielten der faulen Brucken, unnd des Thiers mit zweyen Rucken: Also daß sie nachgehends anfieng sich gegen dem Mann auffzublähen: unnd sehr schwermütig unnd schwerleibig zu Bauch tragen, mit manigfaltigem schwampelen, schwindelen, Stirnweh, Auggülben, Blumstellen, erbrechen, Antlitzflecken, Brust wachssen, Ruckenweh, Nabelschwachheit, biß zu dem eilfften Monat. Dann also lang unnd noch wol lenger können die Weiber geschwellen, unnd vom eingenommenem Gifft des Cornelagrippischen Erbsündigen Schlangenschwantz aufflauffen: fürnämlich so es ein außbund von eim Werck sein soll, wie solches des Neptuni Kind erweiset, welchs die Nimpha, deren ers, wie Homer schreibet, noptunisiert, nach einer gantzen Sonnläuffigen Jarzeit, nemlich ein Jar nach der Revolution unnd umb postirung der Sonnen, das ist zwölff Monaten, geboren hat: Dieweil, wie Aul. Gell. im Dritten[109] Buch meldet, kein geringere zeit die maiestat des Mörherrschenden Neptuns thet erheyschen, solt er anders warhafftig inn demselben vergestaltet, dargestellt, angeprisen, geformiert unnd vergegenwertiget werden.
Gleicher massen war nicht dem Cretischen Jupiter die lengst Winternacht zu kurtz, also daß er sie ließ noch auf xlviii Stunden erstrecken, als er die Argmännin beschlieff? dann wie könnt er inn minderer zeit ein solchen Herculischen grossen Betzen zimmeren, der die gantz Welt von Scheusalen, Mör und Hörwundern und Wüterichen erseubert, erläuteret, erlauset, und Spinnenweppet.
Meine Herren, die alten Durstallerische Pantagruelisten, haben das jenig, so ich schreib für warhafft bekrefftiget, es auch nicht allein für möglich erwisen, sonder ein solches Kind, den elfften Monat nach tödlichem abschid des Manns vom Weib an das tagliecht gebracht, für rechtmessig, ehemesig und Erbfähig erkannt und angenommen.
Als Hipocras im Buch von der Nahrung. Plin: im vii. Buch, am v. Capitel. Plaut inn der Kistellari. Marc Varro im Tractätlin der Satirischen zottensitten, unnd Schimpffstraffen vom Testament, allda er das ansehen des Aristotel zu dem Handel anziehet, Censorin im Buch vom Natal oder Geburtstag. Aristotel im Sibenden Buch iii. iiii. Capitel von Natur der lebhafften ding. Gell. lib. iii Cap: xvi inn seiner Nachteulen. Servius über die Hirtengedicht Vergili: als er den Vers außlegt Matri Longa decem, etc. zehen Oepffel, zehen Monat, etc. Egid Hertog prüff, wie man ein todte Frucht auch treizehen Jar tragen kan. Und andere tausent Fantastenköpff mehr. Welcher zahl noch baß zuerfüllen, sind die Juristen auch auff der Hebammen Richterstůl gesessen, es zuermessen, als in L. intestato P. fin. ff. de suis et legit: unnd inn der Autentich von restitut: unnd dem die gebarit im xi. Monat.
Deßgleichen haben sie auff Duarenisch, Alciatisch, Ochslinisch, Loriotisch, Cumanisch unnd Zwicheimisch, zum überfluß mit solchem Göttelbeltz auch ihr Robidilardisch unnd Brockarttrabulisch gesatz Gallus. ff. de liber: & posthum. Und L. septimo ff. Vom statt der Menschen, ff. de lib. agnosc: ff. de ventre inspiciendo. Von Hebamlicher besichtigung des schwangeren schweren Leibs. ff: si ventris nomine, etc. Ja[110] im Geistlichen decretal. lib: iii von purification post partum, von Kindbettreynigung. Item De natis ex libero ventre, von freiem leib erzeugten. Item de frigid. & maleficiat: & impotentia coeundi: Von kaltgenaturten, übelgeschafften, böß gestaffierten, gelämten, vernestelten, bruchverknipfften, entmannten, verhechßten, und unvermöglichkeit dem Weib bei zuwohnen. Unnd sonst etlich viel dutzend andere Hebamordnungbüchlin unnd Frauenzimmer, die ich auff diß mal nit nennen darff.
Mit der weiß, mögen, wie Tiraquell in seinen Brautgesatzen meld, die naschige, nachtseufftzende Witwe, durch mittel solcher Vorsehung zwen Monat nach abgang ihrer Ehmänner unverdechtlich nach allem vortheil und zum überrest arsbosselieren, und ein Truckerisch Bosselat verschencken: das heißt, ihr Weiber, etwas mehr freyheit als das Velleianisch gesatz, dadurch die Weiber gefreyet sind inn händeln kein trau und glauben zuhalten: Weil sie es on diß vom ledigen stand her gewonet seind, ihren Bulen Nullen für drey zuverkauffen.
Ha ha, ich bitt euch, ihr mein andere Kuttenhämmel, wa ihr secht, daß sich einer wolt entbruchieren, sitzt darauff und reutet mirs zu. Dann wird sie im dritten Monat hernach schwanger, so ist ihr Monatmensurlich Leibsfrucht der abgestorbenen Grabschaufel rechtgezehletes Erb: Versteht ihrs, ein jedes Kind ist seins Vatters, da krehet kein Han nach. Nun ha ha ha ihr Noppentheurige Hudler, holtzschlegelet den Wecken dapffer drein, es gilt mir audi den mein. Aha lasset die Walee fein mit vollen Segelen daher wagen, so kompt ihr bald gen Cuiaco.
Wißt ihrs nicht, so will ichs euch sagen, wie Keysers Octavian Tochter Julia sich hielte, die untergab sich nur den Trabanten, wann sie schweres Leibs gieng: Und warumb das? auß disem bedencken, weil das Schiff Galeenrecht vermag, daß man keinen frembden Passagier auff nimpt, es sey dann aller dings geladen, gebodemet, vergurbet, begordet, verdennet, beschnarret, auffgebuselt, geschnaltzeit, berudert, umbdostet, verstrupffet, gelaseiet, bepfompffet, gehelmkörbelet, bemastet, verpatersnosteret, betonnet, erspritet, verbrauet, bebastet, bezackelet, beanckert, berollet, becompasset,[111] beraseylet, besanet, befanet, getopffseylet, bezugcabebelet, belullet, unnd endtlich wie die Pedastinckende der trei Heyligen König Melchior Morenschiff von Cöllen, verstopfft, verklopfft, verleimt, verdicht, verbicht und verricht, unnd gantz abzustechen fertig.
Wa sie aber jemands darumb reditfertigen wolt, daß sie sich also auff ihrem Tragbären ertrumzumpumpelen liesse, fürgebend, das solches auch bei dem unvernünfftigen Viech unbreuchlich: dem war die Antwort schon fertig, daß jenes Thier, sie aber verstand begabte Weiber seien, die das köstlich kützelig Recht der überfötation besser verstehn: wie dann dise Antwort etwann Populia (als Mackrob im Andern Saturnalbuch anbringt) soll gegeben haben: Eben wie jener Knecht, da man ihn frü weckt, die Vögelcken pipen schon inn die Rörcken. O, lat pipen, sagt er, lat pipen, die Vögelcken hefen kleine Häuptcken, hefen bald utgeschlapen, aber sein Häubtchen sey gar grot, thu ihm mehr Schlapen noht etc. Nun diese Populia war ein guts Bübelisch Bißlin zum Schlafftrunck. Aber das Maul zu, unnd den Bratspiß weydlich herumb getrehet, was gelts wa sie ein Auffhocker wird ergrossieren, unnd wie die Ente Christ gebärend Jungfrau zu Eßlingen auffblähiren.
Buchempfehlung
Der junge Königssohn Philotas gerät während seines ersten militärischen Einsatzes in Gefangenschaft und befürchtet, dass er als Geisel seinen Vater erpressbar machen wird und der Krieg damit verloren wäre. Als er erfährt, dass umgekehrt auch Polytimet, der Sohn des feindlichen Königs Aridäus, gefangen genommen wurde, nimmt Philotas sich das Leben, um einen Austausch zu verhindern und seinem Vater den Kriegsgewinn zu ermöglichen. Lessing veröffentlichte das Trauerspiel um den unreifen Helden 1759 anonym.
32 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro