[93] Es war Mitternacht; der hochzeitliche Reigen nahm seinen Anfang; Herrmann stand im Garten und sah mit bitterem Schmerze nach dem erleuchteten Saale hinüber. – O Emilie! rief er seufzend: möchte es mir gelingen!
In dem Augenblick hörte er Jemand kommen. Es war ein alter Bedienter aus Emiliens Hause. – Nun Freund! sagte Herrmann leise: ist es Zeit? – Kommen Sie, gab Johann zur Antwort, nahm ihn bei der Hand und führte ihn eine geheime Treppe hinan.
Sie giengen durch mehrere Zimmer! Herrmann war in einen Mantel gehüllt und mit Pistolen versehen. – Guter Johann! sagte er, fordere was du willst! Du kennst mich nicht seit gestern. – Ach wohl! erwiederte der alte Mann:[93] als Sie noch täglich hieher kamen. – – Es waren glückliche Zeiten! fiel Herrmann mit ersticktem Schmerze ein. – Nimmermehr hätte ich geglaubt! erwiederte Johann, aber eben standen sie still.
Das ist die Brautkammer, sagte Johann, und schob Herrmann hinein. Ich denke, sie müssen nun bald kommen. – Hier, guter Johann! fiel Herrmann ein und drückte ihm eine Börse in die Hand. Nimm diese Kleinigkeit, und nächstens mehr. – Johann nahm sie, verschloß die Thüre und ließ ihn allein.
Ach Emilie! rief Herrmann: warum konntest du deinem Herzen nicht folgen? Du liebtest mich, aber sie zwangen dich! – Wohlan, ich wage es: Tod oder Leben! Er soll dich nicht berühren.
Er verbarg sich unter das Bette, drückte sich an die Mauer, hielt seine Pistolen in Bereitschaft und erwartete den entscheidenden Augenblick.