Drittes Kapitel.

[118] Von nun an kam er fast täglich, und ließ Schuhe über Schuhe machen. Antonio nannte[118] ihn seinen besten Kunden, und lobte ihn gegen seine Frau unaufhörlich. Therese hörte es mit Entzücken an, und jeder Blick machte sie zärtlicher. Aber wie wäre es möglich, ihn ohne Zeugen zu sehen? Alle ihre Gebete schienen vergebens zu sein.

Auch Don Manuel hatte sich fast in Plänen erschöpft, als ihn endlich der Zufall begünstigte. Es war das Fest des heiligen Isidro, des Schutzpatrons in Madrid. Die ganze Stadt wallfahrtete zu seinen Kapellen, die jenseits des Manzanares auf einem buschigten Hügel liegen. Auch Antonio entschloß sich endlich, Theresen hinzuführen, aber sie mußte Mannskleider anziehen.

Sie kamen vor das Thor, und Don Manuel näherte sich ihnen. Er schien verwundert, den Schuster allein zu sehen, aber ein Blick von Theresen verrieth ihm Alles. Der Schuster gab sie für seinen Neffen aus, der erst aus Biscaja gekommen wäre, und Don Manuel machte Gesellschaft mit Ihnen. Wer fand sich geehrter, als Antonio? Wer war zufriedener, als Don Manuel? Und wer verliebter als Therese?

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 118-119.
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