19. Auf Verreisen Eines seiner guten Freunde

[356] 1633.


Damon ging in tiefen Sinnen

um der sanften Pleißen Rand,

wo sie und der Elster Strand

holdreich in einander rinnen.

Die Gesellschaft sprach ihm zu:

»Damon, was besinnest du?«


»Seit ich,« sprach er, »in den Orden

eurer Kundschaft kommen bin,

ist der Sommer fünfmal hin,

fünfmal ist es Winter worden:

und so lange bin ich hier.

Ich will weg aus der Revier.


Kein Leid stößt mir zwar zu Handen.

Die Gesellschaft halt' ich wert.

So ist baßlich meine Heerd'

hübsch bei feister Kost gestanden.

Mein geehrtes Vaterland,

das ists, das mir beut die Hand.


Grünet wol, ihr bunten Matten,

seid, ihr Lüfte, seid geküßt,

Rosental, du sehr gegrüßt,

sehr ihr Bäche, sehr ihr Schatten,

und du dreibeströmte Stadt,

die mich wol bewirtet bat!


Ihr auch, gute Nacht, ihr Brüder!

Gute Nacht, du liebes Vieh![356]

Seid gesegnet ie und ie!

Gott weiß, ob wir uns sehn wieder.« –

Und so machet' er sich fort.

Niemand sprach vor Leid ein Wort.


Sylvius nur, und mit Weinen

schrie ihm nach: »Zeuch, Bruder, hin!

Ich verbleibe, wer ich bin;

du vergiß auch nicht der Deinen!«

Alle sahn ihm sehnlich nach,

bis er ihnen ganz entbrach.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 356-357.
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