9. Philyrille

[402] Mein gestirntes Paradeis,

mein Licht, mein Mon, meine Sonne,

mein ganz Himmelreich voll Wonne

und von was ein Gott sonst weist,

das ist Philyrille mir,

mir, der Erden unter ihr.


Ich vergeßner Erdenkreis!

Heute tagts zum dritten Male,

daß ich ganz von keinem Strale

meiner lieben Sonnen weiß.

Das betrübte Land, das weint,

weil sein Himmel ihm nicht scheint.


Du, o aller Künste Kunst!

Himmel wird durch dich zur Erden.

Daß wir Irdnen himmlisch werden,

das schafft, Laute, deine Gunst.

Gieb doch, daß mein Himmel sich

bald neig' auf sein' Erde, mich!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 402.
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